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Mein Wochenende als Burgsanierer auf Falkenstein i. M.

10 Sept

„Nicht nur drüber reden, sondern selbst anpacken“, das ist Gregors Motivation, am Sanierungswochenende auf Burg Falkenstein teilzunehmen. Der Oberösterreicher hat vor wenigen Wochen sein Magister-Studium in Geschichte an der Uni Wien abgeschlossen und ist seit zwei Jahren regelmäßig auf Falkenstein, um die Burgruine zu renovieren.

Sein Studien-Schwerpunkt war mittelalterliche Geschichte – klar, dass er die Baugeschichte von Falkenstein im Mühlkreis kennt: „Ursprünglich war Falkenstein eine bayerische Gründung aus dem 12. Jahrhundert.“ Schön also, dass sich heute Oberösterreicher und Bayern gemeinsam für den Erhalt der Burgruine einsetzen!

Passauer „Stadtfuchs“ Koopmann engagiert sich für Falkenstein

Historiker Gregor ist schon seit rund zwei Jahren regelmäßig bei Sanierungswochenenden auf Burg Falkenstein.

Historiker Gregor ist schon seit rund zwei Jahren regelmäßig bei Sanierungswochenenden auf Burg Falkenstein.

Treibende Kraft ist Matthias Koopmann, der den Passauern als „Stadtfuchs“ und Stadtrat bekannt ist. Der Praehistoriker hat den Burgerhaltungsverein in Oberösterreich gegründet. Seit es diesen Verein gibt, kommen regelmäßig Freiwillige wie Gregor nach Falkenstein, um unentgeltlich die Burgruine zu renovieren. Viele sind „Wiederholungstäter“ – wie etwa der zigarillorauchende Wulf, der jedes Mal extra aus Wien anreist.

Am vergangenen Wochenende war auch ich dabei. Der Verein übernimmt für die freiwilligen Helfer lediglich Kost und Logis. Doch an diesem Wochenende habe ich noch so viel mehr bekommen: Einblick in die Restaurierung mittelalterlichen Bauwerks und Arbeiten in einer tollen Gemeinschaft.

Freiwillige Helfer aller Altersschichten

Mit Schutzhelm und Arbeitshandschuhen reinige ich die historischen Fugen der Burgruine, bevor sie neu verfugt werden können.

Mit Schutzhelm und Arbeitshandschuhen reinige ich die historischen Fugen der Burgruine, bevor sie neu verfugt werden können.

„Diese Mauer habe ich beim vergangenen Renovierungswochenende verfugt“, erzählt mir Ingrid und zeigt stolz auf „ihre“ Mauer. Dort soll ich heute weitermachen: Das Mauerwerk zunächst vom Moosbewuchs befreien und Fugen ausreinigen; erst dann kann neu verfugt werden.

Ingrid ist 70 Jahre alt, aber ihr Arbeitseifer ungebrochen: „Wenn du dich nicht auf die Leiter traust, mache ich das!“ Ich überlege kurz, möchte mich dann jedoch nicht blamieren und klettere auf die Leiter. „Immer langsam“, sagt Ingrid „du musst auf hier auf jeden Schritt achten.“ Denn in der Ruine liegen unzählige Steine, die ursprünglich Teile des Mauerwerks waren. Jeder Schritt auf diesen Steinen will wohl überlegt sein, nicht dass sich plötzlich etwas löst. Am Besten bewegt man sich nur mit Helm an den Überresten, denn es könnten Steine aus dem noch nicht gesicherten Mauerwerk herausbrechen.

Ich bin froh um meine Arbeitshandschuhe, denn die Jahrhunderte haben den Fugen ganz schön zugesetzt: Erdreich, das zum Teil von dicken Wurzeln umschlossen ist. Dazwischen läuft auch das ein oder andere Getier herum. Seit rund 100 Jahren haben dort nur Spinnen, Asseln und Co gelebt und das sieht man leider auch deutlich!

Konservierung nicht Wiederaufbau als Ziel

Rekonstruktion von Burg Falkenstein - heute ist nur mehr eine Ruine übrig.

Rekonstruktion von Burg Falkenstein – heute ist nur mehr eine Ruine übrig.

Naiv-unwissend frage ich Gregor: „Und das wollt ihr alles wieder aufbauen?“ „Nein“, erklärt er mir: „Das wäre mit unseren bescheidenen Mittel auch gar nicht möglich. Ziel ist die Absicherung und Konservierung der Ruine.“

Falkenstein ist noch heute in Besitz der Grafen von Salburg-Falkenstein, die die Burg zunächst als Pfleger bewohnten und sie Ende des 16. Jahrhunderts schließlich übernehmen konnten. „Dann wurden Burgen unmodern und die Grafen Salburg wollten ein Schloss,“ weiß Gregor. Dort auf Schloss Altenhof wohnen Graf und Gräfin noch heute – nur einige hundert Meter von der Burg entfernt. Bis etwa gegen Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Falkenstein sogar noch ein Dach, doch dann verfiel die Burg immer mehr.

Möglichst genaue historische Rekonstruktion des Mauerwerks

Stadtfuchs Matthias Koopmann leitet die Sanierungsarbeiten fachmännisch an.

Stadtfuchs Matthias Koopmann leitet die Sanierungsarbeiten fachmännisch an.

Matthias Koopmann tat dieses Kleinod, das rund 40km östlich von Passau liegt, leid und so initiierte er nicht nur den Verein, sondern leitet heute die freiwilligen Helfer während der Sanierungswochenenden fachmännisch an. „Es geht nicht darum, ein paar Quadratmeter Mauerwerk auf einmal auszufugen, sondern dies möglichst originalgetreu zu tun“, so Koopmann. Selbst der Mörtel wird nach alter „Originalrezeptur“ angerührt. Um die alten Fugen zu schließen, müssen zunächst passende sog. „Zwicklsteine“ gesucht werden. Genug Steine liegen in der Ruine herum – aber genau den passenden zu finden, das kann etwas länger dauern…

Geschichte wird auf Falkenstein erfahrbar

Überhaupt empfinde ich die Arbeit auf der Burgruine als entspannend und perfekte Alternative zur Uni: Mit eigenen Händen das schützen und bewahren, was unsere Vorfahren geschaffen haben und wir sonst nur aus Büchern kennen. Auf Falkenstein wird Geschichte erfahrbar – im wahrsten Sinne des Wortes. Das fasziniert nicht nur Historiker wie Gregor und mich, sondern auch die anderen Helfer mit den unterschiedlichsten beruflichen Hintergründen. So ist Stimmung gut, als wir am Abend beim Essen zusammensitzen. Als Wulf sich die letzte Zigarillo des Tages anzündet, sind wir alle stolz auf unser „Tagwerk“, das wir gemeinsam geschafft haben. Perfekter könnte mein Wochenende nicht gewesen sein: Sich engagiert und neue, nette Menschen kennengelernt zu haben!

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Selbst am Sanierungswochenende teilnehmen

Wer selbst einmal diese tolle Erfahrung machen und an einem Sanierungswochenende teilnehmen möchte, meldet sich am Besten bei Matthias Koopmann.

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Besuchen Sie Falkenstein am 29.09.!

Wer sich dafür interessiert, was der Erhaltungsverein gemeinsam mit den freiwilligen Helfern schon geschafft hat, kann sich davon am Sonntag, 29. September ein Bild machen. Ab 9h ist die Burgruine am „Tag des offenen Denkmals“ zugänglich. Geboten ist Einiges – u. a. kann Alt und Jung sich bei Gregor im Bogenschießen versuchen.