Tag Archives: Bücher

Das (Taschen)buch in Zeiten von eBooks neu erfinden?

26 Jun

In Zeiten, in denen eBooks immer mehr im Trend liegen, legen sich die „alten“ Buchverlage nicht einfach hin um in Ruhe zu Sterben… Zumindest einige von ihnen.
Die Buchverlage können zwar das Buch aus Papier – oder wie es die eBook-Fanatiker mittlerweile nennen – toten Bäumen ebenso wenig wie das Rad neu erfinden… Aber wenn ich so in die Regale der Buchhandlungen schaue, habe ich fast den Eindruck, die Verlage versuchen das.

Warum greifen wir eigentlich zum eBook(Reader)? Da gibt es sicherlich viele Gründe. Einer ist sicherlich, dass das Umblättern gerade beim „public reading“ z. B. in U-Bahn, Zug und Bus leichter zu handeln ist. Und grundsätzlich nimmt der eBook-Reader viel weniger Platz in Hand- oder Aktentasche ein. Die Buchverlage reagieren darauf und verkleinern nun das klassische Buchformat.

Das Auge liest mit

Von Diogenes gibt es schon seit einigen Jahren Mini-Taschenbücher.

Von Diogenes gibt es schon seit einigen Jahren Mini-Taschenbücher.

Das ist jetzt nicht direkt neu. Ansätze gab es auch schon vor dem eBook-Zeitalter wie dieses Mini-Diogenes-Büchlein zeigt, die ich mir schon in den 00er Jahren gekauft habe. (An dieser Stelle oute ich mich, dass ich Lieblingsverlage beim Bücherkauf habe und durchaus auf das Design der Bücher achte.)

„Runde“ Ecken gibt’s beim Fischer-Verlag

Ein Lieblingsverlag von mir ist schon immer der Fischer-Verlag. Umso mehr freue ich mich, dass er nun

Besonders schön finde ich die Mini-Ausgaben des Fischer-Verlages mit individueller Gestaltung des Covers.

Besonders schön finde ich die Mini-Ausgaben des Fischer-Verlages mit individueller Gestaltung des Covers.

so tolle Miniatur-Büchlein herausbringt. Besonders gut an diesen Ausgaben gefallen mir die abgerundeten Ecken. Das Buch liegt so gut in der Hand. Durch und durch wirken die kleinen Fischer-Bücher sehr ansprechend, wenn sie in extra kleinen Drehaufstellern im Buchladen präsentiert werden. Praktisch ist auch das kleine Lesebändchen.

Gerade wenn ich unterwegs lese, möchte ich noch zusätzlich ein Lesezeichen mit mir rumschleppen, dass mir in der Handtasche leicht aus dem „toten Holz“ herausfallen kann.

rororo bietet gebundene Ausgabe in Klein

Eine Miniatur-Hardcover-Ausgabe erwartet den Leser bei rororo.

Eine Miniatur-Hardcover-Ausgabe erwartet den Leser bei rororo.

Einige Bücher in Mini-Ausgabe habe ich auch von rororo (Taschenbuch-Verlag des Rowohlt-Verlages). Auch diese Ausgaben sind eigentlich recht gelungen. Anders als die Fischer-Ausgaben wirken sie insgesamt kompakter und vielleicht auch durch die traditionelle Buchform mit den „eckigen“ Ecken wirklich wie ein gebundenes Buch – nur eben in Klein. Auch hier gibt es ein praktisches Lesebändchen.

Heyne stellt das Buch auf den Kopf

Besonders klein für das Lesevergnügen für unterwegs sind "Heyne Pocket"

Besonders klein für das Lesevergnügen für unterwegs sind „Heyne Pocket“

Erst seit Kurzem stechen mir die „Heyne pocket“ Bücher ins Auge. Hier könnte man tatsächlich den Eindruck haben, der Heyne-Verlag möchte das Buch neu erfinden. Anders als die Ausgaben von rororo, die Hardcover und Fischer, die ich als Softcover einstufen würde,  sind die Heyne „echte“ Taschenbücher. Insgesamt sind sie dadurch noch leichter, können so aber noch leichter unschöne Eselsohren in Taschen bekommen…

Nachteil bei "Heyne Pocket": Die Seiten sind bis zur Falzung bedruckt.

Nachteil bei „Heyne Pocket“: Die Seiten sind bis zur Falzung bedruckt.

Das Format ist nicht nur wesentlich kleiner als bei rororo und Fischer – man klappt das Taschenbuch der neuen Art auch anders auf. Der Verlag wirbt damit, dass dieses innovative Buch v. a. ideal ist, um es unterwegs zu lesen.

Und eben weil das Mini-Taschenbuch besonders handlich sein soll, wurde es bis hin zur Falzung bedruckt – das würde mich wohl auf Dauer stören. Weniger optimal ist auch, dass das Büchlein kein Lesebändchen hat – denn ein (herkömmliches) Lesezeichen kann man hier wohl kaum verwenden…

Fazit: Da ich nach wie vor gerne noch zum gedruckten Buch greife – auch greifen muss (aus vielen eBook-Formaten wie z. B. Kindle kann man ja NOCH nicht zitieren), finde ich es klasse, dass einige Buch-Verlage neue Wege gehen. Zumindest für Bibliophile stellt das auch sicher einen zusätzlichen Kaufreiz dar! 

Hörbücher eröffnen neue Literatur-Horizonte

22 Apr

Ich geb’s zu: Am Anfang habe ich gedacht, Hörbücher seien absolut nichts für mich. Aber seit ich in München lebe und ein bekennender Fan von „Public reading“ bin,  habe ich in den öffentlichen Verkehrsmitteln quasi immer Literatur auf den Ohren.

Denn besser als mit dem aufgeklappten Buch in der Hand immer wieder umzusteigen – Ohrstöpsel rein, Hörbuch an und fertig.

Manche Bücher sind für’s Hören geschrieben

Dank Smartphone - immer ein Hörbuch aus der Handtasche zaubern. Das verkürzt so manche Bahn-Fahrt.

Dank Smartphone – immer ein Hörbuch aus der Handtasche zaubern. Das verkürzt so manche Bahn-Fahrt.

Natürlich ist es etwas ganz etwas anderes ein Buch zu LESEN oder es zu HÖREN. Und so bin ich mit den Hörbüchern auch auf einen ganz anderen Buchgeschmack gekommen. Bestseller lese ich quasi grundsätzlich nicht. Und Krimis mag ich eigentlich auch überhaupt nicht. Aber ich habe nun die Rita-Falk-Krimis für mich als HÖRbücher entdeckt und das kam so:

An Weihnachten konnte ich gratis Falks ersten Krimi „Dampfnudelblues“ herunterladen – als eBook. Ich hab’s gelesen und fand’s ganz witzig, habe mir aber schon gedacht, dass der Text viel besser als Hörbuch wirken könnte. Der Stil Falks entspricht ja eher der bayerischen Mundart. Und tatsächlich. Die anderen Teile habe ich mir als Hörbuch reingezogen und festgestellt: Die Falk-Krimis gelesen von Christian Tramitz sind Hörgenuss pur! Der Schauspieler ahmt die niederbayerische Mundart meine Meinung nach gut nach – nicht zu viel und nicht zu wenig. Finde zumindest ich als Niederbayerin 😉

Gerne auch „Trash“ als Hörbuch

Bevorzuge ich bei Büchern, die ich lese, eher komplizierte Geschichten und eigentlich auch renommierte Autoren – greif ich beim Hörbuch auch gerne auf „Trash“. Mein erstes Hörbuch war „Hummeldumm“ geschrieben und gelesen von Tommy Jaud. Dieses Buch lasse ich im Buchladen als gedrucktes Exemplar getrost links liegen. Als Hörbuch fand ich es hingegen witzig und unterhaltend. Wenn mir jemand das Buch vorliest, kann ich mich nämlich irgendwie weniger auf komplexen Inhalt oder schwierige Satzkonstruktionen konzentrieren – eben das was „geschriebene“ Literatur ansonsten ausmacht. Beim „public Hörbuch hearing“ bin ich abgelenk: Wann muss ich aussteigen/umsteigen? – Oh, eine Fahrkartenkontrolle! Das Hörbuch stoppe ich, sobald ich am Ziel bin. Der Wiedereinstieg in die Geschichte muss also möglichst unkompliziert sein.

Neuer Zugang auch zu Klassikern

Aber da die Ausnahme bekanntlich die Regel bestätigt, habe ich derzeit „große Literatur“ auf den Ohren: Die Buddenbrooks. Das Buch habe ich schon mindestens fünf Mal zu lesen begonnen und genauso oft wieder weggelegt. Meine Hörbuch-Variante zieht mich jetzt aber richtig in Bann. So kann ich mich endlich auf dieses Meisterwerk einlassen.

Fazit: Hörbücher haben mir völlig neue Literatur-Horizonte eröffnet. Sie sind für mich beim Pendeln und Reisen in öffentlichen Verkehrsmitteln ideal.

Zu Hause auf der Couch und im Bett bevorzuge ich aber dennoch das geschriebene Buch. Wenn ich aber den ganzen Tag in der Bibliothek verbracht habe, sind Hörbücher am Heimweg ideal. Denn trotz meiner Liebe zum gedruckten Wort, nach einem Arbeitstag in der Bib habe nicht einmal ich mehr Lust meine Nase auch noch „privat“ in Bücher zu stecken.

Hörbücher müssen nicht immer auf CD sein

Also, wer noch kein Hörbuch gehört hat, sollte das unbedingt einmal tun. Kleiner Tipp: Man muss sich nicht immer die durchaus kostspieligen CDs kaufen. Es gibt sie günstig im Internet zum runterladen bei AUDIBLE (wie meine Freundin Miriam hier berichtet) oder auch zum ausleihen in Bibliotheken. Die Stadtbibliothek München ist da für mich zum wahren Eldorado geworden 😉

ebook-Reader verändern „Public Reading“

25 Mär

Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, als „Harry Potter“ der Bestseller des Jahres war. Damals wurde diskutiert, ob Erwachsene dieses Buch in der Öffentlichkeit lesen könnten oder sich damit blamierten. Den erwachsenen Potter-Fans wurde damals von den Medien geraten, sie sollten einfach einen anderen Einband um das Buch geben.

Das waren noch „Probleme“! Solche gibt es heute nicht mehr. Auf den ebook-Readern erkennt das Gegenüber ja nicht mehr, was die Person gerade liest. Irgendwie gut und traurig zugleich, wie ich finde:

Schlussfolgerungen aus der Lektüre des Gegenüber ziehen

eBook vs.Buch. eBook-Reader verändern das Leseverhalten in der Öffentlichkeit - z. B. auch im Zug.

eBook vs.Buch. eBook-Reader verändern das Leseverhalten in der Öffentlichkeit – z. B. auch im Zug.

Gerade in den öffentlichen Verkehrsmitteln wird das „öffentliche Lesen“ praktiziert. Packt die Dame mittleren Alters mir gegenüber den Ildyko-von-Kürthy-Roman aus, weiß ich sie gleich einzuordnen: Typ frustrierte Hausfrau, denke ich. Ob ich mit meinen (Vor)urteilen da auch immer so richtig liege? Ich jedenfalls habe für mich aus Erfahrungen geschlossen, dass sich – sollte sich zufällig ein Gespräch ergeben – hervorragend Haushaltsthemen für den small-talk mit dieser Dame eignen.

Aber wer war nicht schon einmal von seinem Gegenüber beeindruckt, wenn es hochgeistige Literatur las, insbesondere wenn es so vermeintlich gar nicht zu ihm zu passen schien. Ich erinnere mich da z. B. an das pubertierende Mädchen, das ich kürzlich im Zug Nietzsche lesen sah.

Da ich von Natur aus ein neugieriger Mensch bin, interessiert mich die Lektüre meines Gegenübers. Manchmal google ich mir unbekannte Titel sogar, wenn ich glaube, der „Public Reader“ könnte meinen Geschmack haben. Das alles geht mit den ebook-Readern nicht mehr! Ob das Gegenüber Rita Falk, Stefanie Zweig oder Thomas Mann liest, das bleibt mir verborgen. Den belesenen Vielleser unterscheidet auf den ersten Blick nichts mehr vom sporadischen Bestseller-Leser.

Auch ich greife mittlerweile ab und an auf ein ebook zurück, das ich auf der Kindle-App meines iPads lese. Aber hochklassige Literatur oder liebgewordene Autoren würde ich nie nur auf mein iPad verbannen: Sie möchte ich auch nach der Lektüre in meinem Bücherregal vor mir sehen – vielleicht als eine Art Trophäe.

Die Entwicklung hin zum ebook-Reader erinnert mich an eine Art modernen Kommunismus: Die Gesellschaft wird ein Stück klassenloser, alles wird gleich. Der Akademiker benutzt dasselbe Gerät wie der Arbeiter, um Weltliteratur oder eben „Groschen-Romane“ zu lesen. Individualismus kann wenn überhaupt nur noch über das Design der Tasche bzw. Hülle für den eReader gezeigt werden.

Öffentliche Lektüre ohne Scheue

Das ist schön werden einige sagen. Ich sehe die Entwicklung kritisch, aber finde: Hauptsache es wird noch gelesen! Das Medium ist (fast) egal. Wer auf den Schmuck von Büchern in seinem Wohnraum künftig verzichten möchte, soll das tun. Irgendwie macht uns die Erfindung in jedem Fall ein Stück weit freier: Denn wo wird heute noch diskutiert, ob wir gewisse Bücher in der Öffentlichkeit lesen „dürfen“, wie noch zu Bestsellerzeiten von „Harry Potter“!? Wer es möchte, kann z. B. auch den Erotik-Bestseller „Shades of Grey“ sozusagen heimlich in der Öffentlichkeit auf seinem ebook-Reader lesen – rot werden dann zumindest nicht mehr die Anderen…