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Das #TwInterview mit zwei Spitzenpolitikern der Union: Vor- und Nachteile einer neuen journalistischen Darstellungsform

15 Sept

Der CDU-Generalsekretär bestimmte in diesem Jahr mit diesem Tweet tagelang die Schlagzeilen – on- wie offline.

Auch Doro Bär verteilt nicht nur #hachs und Herzen auf dem sozialen Netzwerk Twitter. Beide Unions-Politiker sind Altstipendiaten der CSU nahen Hanns-Seidel-Stiftung (HSS). Zum 25-jährigen Jubiläum des Clubs der Altstipendiaten (CdAS) sollten die beiden Bundestagsabgeordneten interviewt werden.

Gedruckte Tweets? Das #TwInterview in der Banziana kommt „klassisch“ mit #hach und Einhorn daher. (Foto: Ausschnitt Banziana).

Eben weil Bär und Tauber so sehr in Social Media unterwegs sind, wollte ich sie adäquat interviewen. Ein #TwInterview sollte es werden – ein Kofferwort für eine journalistische Darstellungsform, die es in dieser Form eigentlich noch gar nicht gibt.

Welche Vor- und Nachteile entstanden beim Interview via Twitter? Als Kommunikationswissenschaftlerin wollte ich diese experimentelle Darstellungsform Revue passieren lassen. Wer lieber direkt zum #TwInterview für die Banziana möchte, klickt bitte hier.

Vor- und Nachteile eines Interview via Twitter

Ich bin ehrlich: Anders als Giulia, mit der ich das #TwInterview führte, bin ich KEIN großer Fan von Interviews. Lieber schreibe ich im Anschluss an ein Gespräch ein Portrait über die Person. Zweifelsohne hat aber auch das Interview seinen Reiz. Dazu zählt für mich jedoch nicht das Abtippen der Tonaufnahme… Und das führt uns zum ersten Vorteil des neuen Formats:

  • Abtippen der Antworten entfällt

    Das Abtippen der Interviewfragen und -antworten entfällt natürlich bei einem Interview via Twitter. Die Tweets enthalten ja Fragen und Antworten. Wie der Interviewpartner jedoch auf eine Frage reagiert – dreht er nervös an seinem Ehering, lacht er spontan… Das fällt via Twitter natürlich flach – aber in begrenztem Maß auch bei einem Telefon-Interview (also oldschool, nicht via Skype ;)).

  • Klassische Interview-Anfrage bleibt

    Wer denkt, dass man mit einem #TwInterview generell weniger Arbeit hätte, der irrt: Zum Beispiel muss auch hier eine Anfrage gestellt werden – erstaunlicherweise lief diese bei den beiden Online-Politikern auch über ihre Büros und nicht via Twitter.

  • Zeichenbegrenzung kann zur Herausforderung werden

    Eine Herausforderung – vor allem für den Interviewpartner – ist die Begrenzung von Tweets auf 140 Zeichen. Kommt noch ein etwaiger Hashtag hinzu, verknappen sich die Zeichen nochmals.
    Man muss sich entscheiden: Liegt in der Kürze die Würze? Oder antwortet man in mehreren Tweets. (Als Alternative hatten wir angeboten, dass längere Antworten auch via Direkt-Nachricht geschickt werden konnten.)
    Oder verwendet man so viele (interne) Abkürzungen, dass es für außenstehende Mitleser schwer wird,  das Interview nachzuvollziehen.
    Beim #TwInterview mit Doro Bär hat das eine Dame direkt eingewendet… Schön, so hatten wir auch gleich ein Feedback und die Erkenntnis, dass wir gelesen werden 😉

  • Keine Freigabe nötig… und möglich!

    Was einmal getwittert wurde, das kann schlecht zurückgenommen werden. Ein #TwInterview ist von Anfang an öffentlich einsehbar – außer man arbeitet mit auf privat geschalteten Accounts. Aber diese Variante ist wohl eher nur in der Theorie möglich, da es sich in der Regel um prominente Personen handelt, die interviewt werden.
    Eine nachträgliche Bereinigung der Aussagen kann man zwar für eine etwaige gedruckte Publikation vornehmen, um zum Beispiel Tippfehler zu korrigieren. Mehr sollte meines Erachtens jedoch nachträglich nicht redigiert werden. Das heißt wiederum, auch wenn das #TwInterview „nebenbei“ geschehen kann (siehe mein Fazit), ist hohe Konzentration gefragt. Denn gerade bei Politikern wird jede Äußerung auf die Waagschale gelegt (siehe zum Beispiel den eingangs zitierten Tweet von CDU-General Dr. Peter Tauber.)

  • Adäquate Präsentation

    Um das #TwInterview adäquat präsentieren zu können, müssen die Tweets „gesammelt“ werden. Zunächst habe ich alle Antworten in Twitter favorisiert und sie hinterher in eine Story bei storify eingepflegt.
    Leider gibt es kein gratis Plugin, um die Storify-Story in meinen WordPress-Blog einzubinden. Das ist insofern nicht so schlimm, da von Anfang an Ziel des #TwInterviews die Publikation in der Jubiläums-Banziana war. Dieser Blogpost ist quasi nur ein zusätzliches „Schmankerl“. Aber sollte das #TwInterview nur online gelesen werden, müssen solche technischen Details auch bedacht werden.

Mein persönliches Fazit: Wahrscheinlich war es nicht mein letztes #TwInterview. Besonders angenehm fand ich, dass es nebenbei stattfinden kann. Beim zweiten Teil war ich in der Bibliothek, in der Stadt und in der U-Bahn unterwegs. Und auch der Interviewpartner muss sich eigentlich nicht extra Zeit reservieren. Gerade auch bei bei einer räumlichen Distanz, wie bei den beiden Politikern, ist das #TwInterview eine Alternative zu Interviews via zum Beispiel Skype.

–> Sobald der CdAS die „Banziana“ mit dem #TwInterview online stellt, verlinke ich sie euch – dann könnt ihr selbst beurteilen, wie gut euch gedruckte Tweets gefallen 😉
Online scheint die „Banziana extra“ leider nicht zu kommen. Hier hab ich euch das #TwInterview gescannt.

Frohe Weihnachten 2014

23 Dez

Weihnachtskarte_Teresaohneh20142Ein Jahr neigt sich dem Ende, das gibt Anlass zurückzuschauen:
Einige Impressionen aus dem Jahr 2014 zieren daher Weihnachtskugeln auf meiner Weihnachtskarte.

Diese stehen exemplarisch für Blogposts oder Ereignisse aus dem Jahr 2014, die mich besonders bewegt haben und die ich daher nochmals kurz darstellen möchte (von links nach rechts):

  • Es war mir eine besondere Ehre, den frisch gewählten Stadtrat von Augsburg, Benedikta Lika, interviewen zu dürfen – ich hoffe, dass ich ihn künftig noch etwas mehr bei seinem wichtigen Anliegen, der Inklusion, unterstützen kann.
  • Besonders freut mich auch die Kooperation mit der Lichtbox. In diesem Jahr habe ich einen neuen Header gebastelt – das war so nur möglich, weil ich die Foto-Daten hierfür zur Verfügung gestellt bekommen habe.
    Vielen Dank nochmals an Helmut Weishäupl von der Lichtbox in Passau! Wie ihr bei diesen Bildern seht, wer wirklich gute Aufnahmen braucht, der ist dort an der richtigen Adresse.
  • 2014 war ein besonderes Zentenarium: 100 Jahre Erster Weltkrieg. Nachdem ich mich akademisch vielfältig mit diesem Thema beschäftigt habe (so durfte ich u. a. beim Bayernbund einen Vortrag dazu halten), war es ein echtes Erlebnis, das Auto von Sarajevo in Wien besichtigen zu können. Mit dem CdAS waren wir auf Spurensuche, hier entstand auch der Blogpost über die Ur-Enkelin des ermordeten Thronfolgers.
  • Ein weiteres Highlight war für mich auch der StipendiatenCup in Nürnberg, da ich mich dort erstmals als Sportfotografin versuchen konnte.
  • Einen zentralen Platz im zurückliegenden Jahr nahm wieder „meine“ Stiftung ein. Nachdem ich im Frühjahr als Promotionsstipendiatin in den Vorstand von „docnet“ gewählt wurde, organisierten wir vielfältige Aktivitäten für die Doktoranden der HSS. Ganz besonders am Herzen lagen mir dabei die insges. vier Bastelabende für das BR-Projekt „Sternstunden“, bei dem u. a. Basetta-Sterne gefaltet wurden.

Als „Weihnacht-Junkie“ habe ich einige Posts zum Thema „Weihnachten“, diese sind:

Gutjahr: „Es wird keine zweite Rundshow geben“

9 Jun

@teresa_ohne_h und @gutjahr lernten sich im Rahmen eines CdAS-Seminars in Wildbad Kreuth persönlich kennen.

Eine einmalige Gelegenheit, die der Club der Altstipendiaten (CdAS) der Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) seinen (Alt)stipendiaten ermöglicht hat: The one and only Richard Gutjahr kam wenige Tage nach der letzten Sendung „seiner“ Rundshow nach Wildbad Kreuth.
Seine Thesen sind provozierend. Seine Rundshow war es auch! Eine „Kreuzung von Fernsehen und Internet“ sollte sie sein und das beim BR, dem bayerischen „Staatsfernsehen“.

„Das Fernsehen ist tot“
Gutjahr wirft in die Runde: „Das Fernsehen ist tot.“ Doch etwas relativiert der Journalist: „Das Fernsehen ist tot. Es lebe der Bildschirm.“
Einen sehr intensiven Einblick gibt Richard Gutjahr in das Making of seiner Rundshow. „Alles was wir in der Rundshow gesehen haben, gab es schon mal. Die App noch nicht.“ Die App zur Sendung hieß „Die Macht“ – konzipiert als Art Fernbedingung für die „Rundshow“. „Ich bin schon ein bisschen stolz auf die App“, schmunzelt Gutjahr. Simpel und wirksam, mit „Daumen hoch“, „Daumen runter“ bekam Gutjahr Echtzeit-Feedback auf seine Sendung.

Kreativer Typ mit revolutionären Ideen
Für alle Fans des revolutionären Konzepts hatte Gutjahr eine Enttäuschung parat: „Es wird keine zweite Rundshow geben!“ Aber Gutjahr wird weiter „provozieren“ und die etablierten Medien wachrütteln! Es war wirklich interessant, so einen kreativen Typen getroffen zu haben. Hoffentlich geht es weiter.

 

Richard Gutjahr war Gast im Rahmen der Fachtagung „Virtualität“ vom 8. bis 10. Juni 2012 in Wildbad Kreuth. Organisiert hatten die Tagung die Fachgruppensprecher des CdAS Prof. Dr. Thomas Schärtl und Simon Rehak.

Zeitzeugengespräch mit Max Mannheimer bei der Hanns-Seidel-Stiftung

26 Mai

Als Dr. Gudrun Hackenberg-Treutlein in ihrer Begrüßung zumindest einen Teil der Auszeichnungen, die Max Mannheimer in seinem Leben erhalten hat, aufzählen will, unterbricht sie der KZ-Überlebende bestimmt: „Ich habe 30 Auszeichnungen, lassen Sie das.“ Im zweiten Anlauf – beim ersten Termin war Mannheimer erkrankt – fand am Mittwoch, den 23. Mai 2012, das sog. Zeitzeugengespräch, organisiert vom Club der Altstipendiaten (CdAS), im Konferenzzentrum der Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) statt. Der 92-jährige sprach dabei mit klarer Stimme in österreichisch-böhmischem Akzent, ganz ohne Skript und Mikro.

Fast die gesamte Familie im Holocaust verloren

Er, dem Unfassbares in seinem Leben widerfahren ist – seine erste Frau Eva, seinen Vater, seine Schwester und Mutter sah er in der Nacht vom 1./ 2. Februar 1943 an der Todesrampe von Ausschwitz-Birkenau zum letzten Mal – spricht ohne Hass.

Einige Passagen liest Max Mannheimer aus seinem Buch „Spätes Tagebuch“ vor. Zuvor nimmt er einen Schluck Wasser und trinkt auf das Wohl der Zuhörer: „Mögen Sie solchen Sachen nur von Zeitzeugen hören, aber nie selbst erleben müssen!“ Obwohl dieses Buch nur wenige Seiten hat, hat es mich tief bewegt, weil es den Wahnsinn des Nazi-Regimes auf den Punkt bringt.

Verleihung des Europäischen Karlspreises der Sudetendeutschen Landsmannschaft

Trotz seiner 92 Jahre noch zu Scherzen aufgelegt: Max Mannheimer und ich.

Nachdem 1938 das Sudetenland von Hitler besetzt wird, muss die jüdische Familie Mannheimer ihre Heimatstadt Neutitschein verlassen und nach Ungarisch-Brod übersiedeln. Am heutigen Samstag wurde Mannheimer eine weitere Auszeichnung verliehen: Er erhielt den Europäischen Karlspreis der Sudetendeutschen Landsmannschaft.

„Spricht hier irgendjemand tschechisch?“, fragt Mannheimer seine Zuhörer im Konferenzzentrum. Später wird er die Frage auch noch für russisch, ungarisch und serbokratisch stellen. All diese Sprachen beherrscht er, nur mit dem Bayerischen habe er so seine Probleme, denn Dialekte seien am Schwierigsten zu erlernen.

So ernst das Thema, so unfassbar schrecklich das Erlebte – Max Mannheimer erzählt seine Geschichte mit viel Charme und will dabei seinen Zuhörern vor allem die Schuld nehmen. Oft schon hat er vor Schulklassen gesprochen, ihnen macht er klar: „Ihr seid nicht verantwortlich für das, was geschah. Aber, dass es nicht wieder geschieht, dafür schon.“

Keine Auswanderung nach Israel, um bei der Familie zu bleiben

Wenige Wochen nachdem Familie Mannheimer das damalige deutsche Reichsgebiet verlassen hatte, marschieren auch in Ungarisch-Brod deutsche Truppen ein. Max lehnt das Angebot ab, mit seiner ersten großen Liebe Viola und deren Familie nach Israel auszuwandern. Als ältester Sohn will er die Familie nicht im Stich lassen. Doch außer ihm wird nur der jüngste Bruder Edgar überleben.

Max Mannheimer wollte sich in Ausschwitz selbst töten

Mit ihm an seiner Seite kommt Max Mannheimer nach Theresienstadt, Ausschwitz, Warschau, Dachau und weitere Außenlager. Angesichts dieser Überlebensgeschichte möchte man meinen, Max Mannheimer habe in den KZs und Arbeitslagern der Nazis einen außergewöhnlichen Überlebenswillen entwickelt. Doch er sagt, dass er sich bereits in Ausschwitz in einen elektrischen Zaun werfen wollte und ihn nur sein Bruder, der Optimist von beiden, davon abgehalten habe, indem er fragte: „Willst du mich allein lassen?“ Und das wollte er eben nicht.

„Spätes Tagebuch“ durch Zufall entstanden

Mein signiertes Exemplar von Max Mannheimers Buch „Spätes Tagebuch“.

„Heute spricht Max Mannheimer für alle Verstorbenen oder denjenigen, deren Stimme angesichts des Erlebten versagt“, so Dr. Gudrun Hackenberg-Treutlein vom CdAS. Dabei hat er nur durch einen Zufall sein Buch geschrieben, als er in den 1960er Jahren glaubte, er müsse sterben. Obwohl er sich nach der Befreiung durch die Amerikaner zunächst geschworen hatte, nie mehr deutschen Boden zu betreten, kehrte er kurz nach Kriegsende nach Deutschland zurück – der Liebe wegen.

Heute ist Max Mannheimer 92 Jahre und schön langsam finde er zu seinem Glauben zurück, den er während des Holocausts verloren habe, denn: „Der Herr hat mir eine Aufgabe gegeben und lässt mich diese nun schon so lange ausüben.“ Es bleibt zu wünschen, dass Max Mannheimer sich, u. a. als Vorsitzender der Lagergemeinschaft Dachau, noch eine lange Zeit für Freiheit und Humanität einsetzen kann!

Max Mannheimers Buch „Spätes Tagebuch“ ist im Buchhandel erhältlich, es kann jedoch auch bei der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit gegen eine Schutzgebühr von 4 Euro angefordert werden (jedoch nur für Menschen mit Wohnsitz in Bayern bestellbar).

Dieser Veranstaltungsbericht erschien in der BANZIANA 2012. Informations- und Servicedienst für Stipendiaten und Altstipendiaten der Hanns-Seidel-Stiftung, S. 34, online verfügbar unter: https://www.hss.de/publikationen/banziana-2012-pub140/

Gauck spricht in München exklusiv zu CSU-Delegierten

13 Mär

Es war wohl einer der „exklusivsten“ Termine, an denen ich bisher teilnehmen durfte. Nur zwei Ereignisse in meinem bisherigen Leben würde ich überhaupt so klassifizieren. Und ich werde mich wohl noch lange an diese zwei Tage erinnern –wahrscheinlich noch meinen Enkeln erzählen. Im Mittelpunkt stand zwei Mal derselbe Mann – aber aus einer anderen Perspektive…

CSU war immer schon für Gauck

Dr. Joachim Gauck sprach am 12. März exklusiv zu CSU-Mitgliedern in München. Foto: Heinrich R. Bruns.

Dr. Joachim Gauck sprach am 12. März exklusiv zu CSU-Mitgliedern in München. Foto: Heinrich R. Bruns.

„Sie treffen auf viele, die für Sie waren. Aber wir sind es wirklich“, sagte CSU-Chef Horst Seehofer als er Gauck, im Konferenzzentrum der Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) am Montag vor den Mitgliedern der Bundesversammlung am kommenden Sonntag begrüßte. Gauck lächelt verschmitzt, wie er immer lächelt.

Ich erinnere mich noch gut an die Bundesversammlung 2010. Wie ich hier schon berichtete, konnte ich als Gast bei der Bundesversammlung teilnehmen – das erste „exklusive“ Ereignis meines Lebens.

Damals hatte mich Gauck angelächelt, einen Tag vor der Bundespräsidentenwahl, als ich „kleine“ Praktikantin den Ort des morgigen Geschehens noch einmal inspizieren wollte. Gauck lächelte mich an, er konnte nicht ahnen, ob ich eine Wahlfrau war oder nicht – ihm bei der „morgigen“ Wahl „nützlich“ sein könnte oder nicht. Seine zutiefst menschliche Art hatte mich damals gefesselt.

Und sie fesselt mich sofort wieder beim Gespräch mit den Wahlfrauen und –männern der CSU. Als Parteimitglied (ja… ich „oute“ mich an dieser Stelle) habe ich eine Einladung erhalten. Ich bin kein Fan von irgendeinem Star und bin es auch noch nie gewesen. Nicht, dass Gauck den Vergleich mit einem Popsternchen verdient hätte, aber ich wollte zu diesem Termin. Ich wollte ihn wiedersehen, den Mann mit der sonoren Erzählerstimme, der mir aus tiefster Seele spricht.

Medienvertreter raus – Twitterer bleiben

Mir war klar, dass ich mit diesem Mann, der mich so fasziniert, schon zwei sehr viel „exklusivere“ Begegnungen hatte und dennoch wollte ich dort unbedingt hin… Jetzt „durfte“ auch die CSU für ihn sein. Endlich, so scheint es.

Das Konferenzzentrum der Hanns-Seidel-Stiftung war beim CSU-Gespräch mit Gauck bis auf den letzten Platz gefüllt.

Die Medienvertreter müssen nach der Begrüßung den Konferenzsaal der HSS verlassen – die Twitterer bleiben. Und es sind ja auch keine „Geheimnisse“, die Gauck dem überaus geneigten Publikum berichtet.

„Wer sich lange nach ihr sehnt, wird im Herzen immer einen Platz für sie haben: Die Freiheit“. Gauck definiert, was für ihn Freiheit bedeutet. Freiheit ist sein Thema. Er, der 1940 in einen unfreien Staat geboren wurde und dann – als Bürger der DDR – abermals Unfreiheit erleben musste. Keine großartig neuen Erkenntnisse – ich erinnere mich an meine eigenen Theologie-Vorlesungen zurück – als Gauck auf den Unterschied der „Freiheit von etwas“ und „Freiheit für etwas“ eingeht. Doch ich höre ihm gern zu. Ja, es macht richtig Spaß, ihm zuzuhören! Und seine direkte Art, zu sprechen macht mir Mut, ermutigt mich in meinem Tun. Gauck war kein braver Parteisoldat und er wird nie einer sein, er sagt: „In der Politik gibt es alles: Von grenzdebil bis begnadet“. Bisher habe ich vor allem Ersteres bei meinen eigenen Ausflügen in die (Lokal)politik am eigenen Leib erfahren müssen. Aber wer, außer Gauck kann sagen, dass es so ist?

Keine Experimente und dennoch ein neuer „Mutmacher“

Obwohl die CSU-Mitglieder eigentlich zum „Gespräch“ mit Gauck geladen wurden und für mich ein Gespräch aus einem Dia- und nicht Monolog besteht, lässt Seehofer nur wenige Wortmeldungen zu. Und da ist die Frage, die dem rechten Flügel der Union unter den Nägeln brennt: Die Frage nach dem „gschlamperten“ Verhältnis.

CSU-Chef Seehofer ermahnt seine Anhänger, nur Fragen zu stellen, die dieser Stunde „würdig“ seien und weist Gauck darauf hin, dass er auf die Frage selbstverständlich nicht zu antworten brauche. Doch Gauck tut es, mit einem Lächeln. Nie wieder werde er darüber sprechen sagt er: „Ich bin nicht derjenige, der ein neues Rollenmodell verkörpert“. Ich meine, auch sonst werden wir von unserem neuen Bundespräsidenten „keine Experimente“ erwarten können.

Gauck ist ein Konservativer, das war er immer. Und er ist meiner Meinung nach der Richtige, der dem Amt des Bundespräsidenten jetzt wieder Würde verleihen wird – mit einem verschmitzten Lächeln.

Erinnerungsfoto mit HSS-Vorsitzendem Hans Zehetmair und HSS-Stipendiaten aus Passau. Foto: Heinrich R. Bruns.

Adventskränze im TV-Test: Traditionell oder modern

24 Nov

Endlich habe ich mal wieder gebastelt. Das dabei entstandene „Produkt“ löste etwas kontroverse Reaktionen aus: Die einen fanden den Adventskranz, der ausschließlich aus bunten, glitzernden Weihnachtskugeln aus Plastik besteht, durchaus gelungen, die anderen kitschig.

Mein selbstgebastelter Adventskranz aus Weihnachtskugeln

Das inspirierte uns am vergangenen Wochenende in Bamberg den ultimativen Adventskranztest zu machen. Denn auf die Idee mit meinem Christbaumkugel-Advenskranz bin ich nicht selbst gekommen. Nein, solche Modelle werden durchaus für 50 Euro und mehr verkauft – ich habe den Trend nur kostengünstig „nachgestylt“.

Moderner Adventskranz oder doch lieber die traditionelle Variante aus Tannengrün? Welche Variante in Oberfranken das Rennen macht, sehen Sie hier: 

Der TV-Beitrag entstand im November 2011 auf Kloster Banz im Rahmen der sog. Fernsehakademie, die Teil des journalistischen Förderprogramms (JFS) der Hanns-Seidel-Stiftung ist.

Wildbad Kreuth: Ein Spaziergang mit der Eigentümerin

15 Feb

Helena Herzogin in Bayern vor der Kulisse von Wildbad Kreuth mit Hündin Tessa

„Ich bin Landwirtin“, sagt die sympathisch-lächelnde Frau im Trachtenjanker und ruft nach ihren beiden Hunden: „Tessa! Strizi! Da kommt her“. Zwei Mal täglich geht sie hier vor der Kulisse des gelb-weiß getünchten Wildbad Kreuths* mit ihren zwei Lieblingen Gassi. Dass das Hundefrauchen Wittelsbacherin und somit Eigentümerin des prächtigen Wildbads ist –  das erfahren die Menschen, auf die sie bei ihrem Spaziergang trifft, wenn dann nur in einem Nebensatz. Die Einheimischen wissen es ja ohnehin. Und die anderen brauchen es nicht zu wissen. Die junge Adelige ist bodenständig.

Wildbad Kreuth, das sind sechs Häuser. Und eben das gleichnamige Bildungszentrum der Hanns-Seidel-Stiftung (HSS), von dem Helena Herzogin in Bayern nur einen Steinwurf weit entfernt wohnt. „Das ist für mich der schönste Flecken der Welt“, strahlt sie und lässt dabei Ihre Hunde nicht aus den Augen. Die schmale Privatstraße, die ins Wildbad hinauf führt, ist gut befahren. Das Wildbad, das nur wenige Minuten vom malerischen Tegernsee entfernt, inmitten der bayerischen Berge liegt, ist eben eine kleine Sehenswürdigkeit.

Wildbad Kreuth und die CSU-Klausurtagung

So kennen die meisten Wildbad Kreuth: Schneebedeckt im Januar während der CSU-Klausurtagung

„Die meisten Leute kennen Wildbad Kreuth nur schneebedeckt, wenn in den Medien Berichte über die CSU-Klausurtagung ausgestrahlt werden“, meint sie. Doch auch gerade jetzt im Sommer ist es für die Herzogin wunderschön, mit ihrer Dackeldame Strizi und ihrer Mischlingshündin Tessa, über die saftig grünen Wiesen des Wildbads zu spazieren. Wohl gemerkt, die Wiesen sind Eigentum der charismatischen Hundebesitzerin. Wildbad Kreuth, das zur HSS gehört, wie das Bier nach Bayern, ist von der CSU nahen Stiftung langfristig gepachtet.

1973, ein Jahr nach ihrer Geburt, hatte Helenas Vater, Herzog Max in Bayern, das Kurhaus schließen lassen. Eine vierhundertjährige Tradition fand so ihr Ende. Doch noch heute fließen in Kreuth Quellen. Nur sind diese heutzutage mehr von geistiger Natur!

Vom Wildbad der Wittelsbacher zum HSS-Bildungszentrum

Bereits im September 1975 eröffnete Franz-Josef Strauß das Bildungszentrum im ehemaligen Wildbad. „Der eine hatte eben das, was der andere gesucht hat“ – meint die Tochter heute nüchtern. Der Pachtzins, den die Stiftungsverantwortlichen mit dem Herzog in den 1970er Jahren ausgehandelt haben, sei günstig, meint Martin Reising. Der 39-jährige Leiter des Bildungszentrums sagt jedoch: „Wirklich kostspielig ist, dass wir für die Instandhaltung des Gebäudes aufkommen müssen.“ Kürzlich hat die HSS zum Beispiel das obere Dachgeschoss der historischen Anlage renoviert.

Der Leiter kennt die Herzogin  – als „Nachbarin“, aber auch als Seminarteilnehmerin. Die Klausurtagung der CSU, die immer zu Beginn des Jahres stattfindet und für die Wildbad Kreuth hauptsächlich berühmt ist, ist nämlich nur ein bescheidener Teil der Angebotspalette des Bildungszentrums. Rund 450 Veranstaltungen finden hier jährlich statt. Auch die Herzogin nimmt gern an u.a. Seminaren zur Landwirtschaft teil. „Ich bin eben Landwirtin“, sagt sie. „Ich übernachte aber dann zu Hause“, fügt die 37-jährige mit einem gewinnenden Lächeln hinzu.

Die Wittelsbacher und ihre Liebe zu Dackeln

Rund 20 Jahre hat sie nicht im Wildbad, sondern unter anderem in Brüssel und Kanada gelebt. Erst vor fünf Jahren kehrte sie zu ihren Wurzeln zurück. Zusammen mit ihren Hunden lebt sie nun wieder auf dem Stammsitz der Familie. Tessa, die Mischlingshündin, hat ihre jüngste  Schwester, Herzogin Anna, vor drei Jahren durch eine Tierschutzorganisation adoptiert. Und Dackel haben die Wittelsbacher seit jeher begleitet – Strizi ist seit 5 Jahren an der Seite der Herzoglichen Familie.

Die alljährliche Politprominenz beschäftigt die Herzogin nicht all zu viel – viel zu beschäftigt ist sie damit, ihre Hunde einzufangen: „Tessa! Strizi! Kommt! Ab nach Hause. Ich muss nämlich noch arbeiten – mein Haus putzt sich schließlich nicht von allein.“

In der Bibliothek von Wildbad Kreuth finden während der CSU-Klausurtagung die sog. „Kamingespräche“ statt – sie ist aber auch bei HSS-Seminaren ein guter Ort um ins Gespräch zu kommen.

Der Artikel entstand im April 2009 im Rahmen eines Seminar, das Teil des journalistischen Förderprogramms (JFS) der Hanns-Seidel-Stiftung ist. Die JFS-Printakademie wurde geleitet von Prof. Dr. Gabriele Goderbauer-Marchner.

 

*UPDATE: Mittlerweile ist klar, dass Wildbad Kreuth als Bildungszentrum der Hanns-Seidel-Stiftung ab nächstem Jahr Geschichte sein wird. Lesen hier, wie ich WBK nach dem „Krexit“ erlebte.