Mein Schoko-Adventskalender von Milka.
Es gibt Traditionen, für die ist man – finde zumindest ich – nie zu alt: Der Adventskalender ist eine solche Tradition.
Früher, da waren die gekauften Adventskalender aus Papier und die Motive darauf waren christlich. Hinter jedem Türchen verbarg sich ein anderes Bildchen.
Papa hielt die beiden Kalender hoch. „In dem hier sind Schokoladenfiguren“, sagte es. „Das findet der Zahnarzt wahrscheinlich nicht so gut. Im anderen sind Plastikpüppchen.“ (…) „Als ich klein war, war das alles ganz anders“ (…) „Damals war immer nur ein kleines Bild unter den Klappen des Kalenders, für jeden Tag eins. Aber wir waren trotzdem jeden Morgen von neuem gespannt. Wir haben immer erst zu raten versucht, was für ein Bild wohl als Nächstes kommen würde. Und dann… ja, danach haben wir dann die Klappen aufgemacht. Es war, als ob wir die Tür zu einer anderen Welt öffneten.“ (Gaarder (2009), Das Weihnachtsgeheimnis, S. 7f.)
Das ist der heutigen Generation irgendwie zu wenig. Auch ich wuchs mit Schoko-Adventskalender auf. Die Motive darauf waren irgendwie noch nie schön – so amerikanisch, mit Weihnachtsmännern. Das war natürlich für bayerische Kinder ganz schlecht, denn die glauben bekanntlich an das Christkind!
Meine Mama hat uns den Adventskalender noch selbst gebastelt
So lange mein jüngerer Bruder und ich noch im Kindergarten waren, bastelte unsere Mami die Adventskalender selbst. Jedes Jahr gab es einen anderen, der ganz individuell befüllt war. Und da ich kein Einzelkind war, lernte ich teilen – mein Bruder und ich durften abwechselnd die Türchen öffnen. Zum Glück ist 24 durch 2 teilbar, ansonsten wäre die Adventszeit vielleicht nicht ganz so friedlich verlaufen…
„Fertig-Adventskalender“ sind heute Trend
Ja und heute müssen sich Mamis keine allzu große Mühe mehr geben. Die Adventskalender, ob von Lego, Polly Pocket oder von Kosmos sind reich befüllt – und haben auch einen stolzen Preis. Nun gut, die „Kleinigkeiten“, die unsere Mama in die Säckchen und Schübchen gefüllt hat, waren auch nicht umsonst… aber irgendwie hatte das noch einen andere Dimension.
Ich will nicht sagen, dass Mütter und Väter, die heute „Fertig-Adventskalender“ für ihre Kinder kaufen, diese weniger lieben… aber irgendwie hat das für mich auch eine Botschaft: Sie nehmen sich nicht mehr die Zeit, sich auf die Adventszeit einzustimmen. Der „Fertig-Adventskalender“ ist gleich gekauft. Meine Mama hat hingegen sehr viel mehr Mühe investiert und musste sich alle 24 Kleinigkeiten erst ausdenken und dann kaufen.
Da ich trotz meines nicht mehr gerade zarten jugendlichen Alters auf einen Adventskalender verzichten will, habe ich auch einen… naja, eigentlich nicht nur einen. Aber von meiner Mama habe ich dieses Jahr einen Schoko-Adventskalender von Milka bekommen. Die Schokoladenqualität darin ist angenehm gut, über die Optik lässt sich freilich wieder streiten.
Ein Buch als Adventskalender
Da wir eigentlich in der Familie beschlossen hatten, die „ungesunden“ Schoko-Adventskalender nicht mehr zu kaufen – was angesichts der aktuellen Mineralöl-Thematik wieder ein ganz anderes Licht auf die Sache wirft – bekam ich im vergangenen Jahr einen „gesunden“ Adventskalender geschenkt: Das Buch „Das Weihnachtsgeheimnis“ von Jostein Garder. Jeden Tag kann man darin ein Kapitel lesen – die Geschichte wird so quasi in Etappen bis zum 24. Dezember erzählt. Das Buch selbst ist spannend – auch für Erwachsene – und eignet sich meines Erachtens zum selber-, aber auch vorlesen.
„Schummeln“ beim Adventskalender?
Nun nutze ich diese zwei Kalender „parallel“ – es steht ja nirgends, dass man nur EINEN Adventskalender haben dürfte. In Kindertagen hatten wir auch immer zwei: Einen zu Hause bei den Eltern und einen bei meinen Großeltern. Da wir diese „nur“ einmal wöchentlich besuchten, hatten ich dort immer eine Arbeit die Türchen der vergangenen Woche nachzunaschen. Mein Bruder musste da weniger „hart“ arbeiten – er hatte meist nur maximal bis zum ersten dezemberlichen Besuch bei den Großeltern einen „Zweit-Kalender“, denn er verputzte traditionelle alle 24 Schokofiguren auf einmal.
„Ob er das dritte Türchen aufmachen sollte? Er könnte es ja danach wieder zudrücken und so tun, als ob nichts passiert wäre.
Aber das wäre geschummelt gewesen. Beim Kartenspielen durfte man auch nicht schummeln, und mit der Zeit bis Weihnachten zu schummeln war noch viel schlimmer. So schlimm, wie Päckchen zu gucken, die erst am Heiligabend geöffnet werden durften. Es war fast, wie sich selber bestehlen.“ (Gaarder (2009), Das Weihnachtsgeheimnis, S. 25)
Ein Adventskalender für die Ohren
Dieses Jahr bin ich noch auf einen anderen „alternativen“ Adventskalender gestoßen: Ich habe mir das Hörbuch „Der Weihnachtshund“ von Daniel Glattauer ausgeliehen. Nun, da geht es mir da aber irgendwie wie meinem Bruder… Ich höre die einzelnen Tage nicht an jedem Dezembertag, sondern gleich komplett durch. Ich bin erst beim 10. Dezember und kann diesen Hörbuch-Adventskalender daher noch nicht bewerten.
Aber ich finde es irgendwie schön, dass es mittlerweile auch Adventskalender für Erwachsene gibt. (Inwiefern mich allerdings z. B. ein Krimi-Adventskalender auf die besinnlichste Zeit des Jahres einstimmen soll… darüber lässt sich sicher streiten.) Eigentlich egal, ob sich hintern den Türchen Plastikpüppchen, Schokoladenfiguren oder ein Text befindet – ein Adventskalender verkürzt Jung und Alt das Warten auf Weihnachten!
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