Tag Archives: Passauer Neue Presse

Warum eigentlich ich „Kohls Mädchen“ bin

29 Jun
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Einblick in das Fotoalbum: Denn der Auftritt Helmut Kohls am 7. November 1982 in der Passauer Nibelungenhalle hat eine besondere Bedeutung für unsere Familie. Das Foto hat mein Papa gemacht. Wer den Herren links neben dem Bundeskanzler erkennt, darf gerne sein Wissen als Kommentar mit uns teilen!

Die Position von „Kohls Mädchen“ ist wohl in den letzten Lebensjahren von Angela Merkel auf seine Ehefrau Maike übergegangen. Doch warum eigentlich ich „Kohls Mädchen“ bin, das will ich euch heute, anlässlich seines Todes, berichten:

Bayern ist bekanntlich schwarz. Tiefschwarz. Doch dass Unions-Regenten direkt für Ehen und Kinder verantwortlich sind, das ist wohl auch in Bayern eher selten. Meine Eltern lernten sich jedoch bei einer Veranstaltung von Helmut Kohl in der Nibelungenhalle in Passau kennen. Dienstlich waren sie dort, beide waren sie bei der bayerischen Polizei. Mein Papa tat jedoch 1982 in Franken Dienst, sozusagen am anderen Ende des Freistaats und hätte wohl ohne den Auftritt des späteren Kanzlers der Einheit, meine Mutter im schönen Niederbayern nicht so schnell oder eher gar nicht kennengelernt. (Auch die Passauer Neue Presse erinnert hier an diesen historischen Auftritt – denn in Passau hielt Kohl eine seiner ersten Reden als Kanzler! Erst am 1. Oktober war er durch das konstruktive Misstrauensvotum an die Macht gekommen.)

Vielleicht war es für mich daher so undenkbar, dass Deutschland einen Kanzler haben könnte, der NICHT Helmut Kohl heißt. Am verlorenen Wahlabend des Jahres 1998 war ich entsprechend niedergeschlagen. Ja, ich interessierte mich schon sehr früh für Politik! Er reihte sich ein in die Liste „der ewigen Regenten“ meiner Jugend – Papst Johannes Paul II., Ministerpräsident Stoiber – von denen heute nur noch Königin Elizabeth übrig ist. An dieser Stelle: Long live our nobel Queen!

Kohl hätte meine Pate werden sollen

Leider hat Helmut Kohl nie davon erfahren, dass er so unmittelbar mit meiner Geburt zu tun hatte. Meine Mama hat sich zwar überlegt, an sein Büro zu schreiben und ihn um eine (Ehren)Patenschaft für mich zu bitten. Gemacht hat sie es jedoch leider nicht.

Die Familie Kohl habe ich aber auch nach der Kanzlerschaft, aus diesem persönlichen Interesse heraus, nie aus den Augen verloren. In studiVZ trat ich in die Gruppe ein: „Ehrenvorsitz für Dr. Helmut Kohl“ – die Gruppen dort beschrieben einen ja besser als das eigentliche Profil, auf dem ich als Heimatland „Europa“ angab. Ganz Kohlianer irgendwie.

Für diesen Blogpost habe ich mich extra in studiVZ eingeloggt und musste feststellen, dass die Helmut-Kohl-Gruppe inzwischen gelöscht ist. Ob ich schon vor der Löschung aus ihr austrat, weiß ich nicht.

Es dürfte wohl ungefähr zu der Zeit gewesen sein, als ich endgültig von studiVZ zu Facebook wechselte, dass ich Walter Kohls Buch „Leben oder gelebt werden“* nicht las, sondern vom Sohn selbst vorgelesen, als Hörbuch* hörte. Und irgendwie verabschiedet sich damit von mir ein Stück Erinnerung an eine heile Kindheit:

So gern hatte ich das Ehepaar Kohl am Wolfgangsee zusammen urlauben sehen. War das alles nur eine Inszenierung, wenn er entspannt (mit Strickjacke natürlich) seine Hannelore über den See ruderte und beide dabei in die Kameras lachten? Und jetzt soll er nicht einmal im Familiengrab beigesetzt werden? Das bleibt also am Ende von der Ehe eines so großen Christdemokraten!

Als Historikerin werde ich mit Argusaugen beobachten, was mit den Akten geschieht, die Kohl der Adenauer-Stiftung zunächst schon übereignet, dann jedoch wieder zurückgefordert hat. Sofern er dazu selbst überhaupt noch in der Lage war.

Wenn ich Fotos der neuen Frau Kohl mit dem Kanzler sehe, meine ich, dort Liebe zu erkennen. Aber wen geht das schon etwas an! Für mich jedoch wird Hannelore auf ewig „Frau Kohl“ bleiben. Ich weiß nicht, ob Dr. Maike Kohl-Richter ärgert, dass sie in die Geschichte wohl eben nicht als Frau vom Kohl eingehen wird und deshalb die alleinige Deutungshoheit über Kohls Lebenswerk für sich beansprucht?

Plant Diekmann ein Buch mit Kohl-Witwe?

Ich jedenfalls warte schon gespannt auf das Buch, das sie vielleicht mit Kai Diekmann schreiben wird. Das ist zu diesem Zeitpunkt nur eine Vermutung von mir. Wie es der Zufall will, habe ich Diekmann, just fast genau ein Jahr vor dem Tod des Altkanzlers, interviewt. Damals war er noch Bild-Chefredakteur und stritt mir ab, dass Kohl in Oggersheim lebt (hier nachzulesen und -sehen).

Natürlich lebte er in diesem Stadtteil Ludwigshafens, natürlich war mir klar, dass Kohl für seine provinziale Herkunft immer belächelt wurde. Kai Diekmann konnte natürlich auch nicht wissen, dass er mit „Kohls echtem Mädchen“ sprach 😉

Ich gebe zu, ich hätte Helmut Kohl gerne einmal „live“ gesehen. Als ich mit dem Zug durch Ludwigshafen fuhr, reckte ich meinen Kopf zu beiden Seiten des Waggons hinaus. Wahrscheinlich saß er zu diesem Zeitpunkt jedoch im Garten seines Bungalows – mit Strickjacke. Ich selbst liebe auch Strickjacken, einen Pfälzer Saumagen habe ich jedoch noch nicht gegessen. Macht nichts, denn jetzt wurde im Zuge der Berichterstattung über seinen Tod enthüllt, dass es gar nicht Kohls Lieblingsgericht gewesen sein soll.

Vielleicht ist es besser so, dass ich nie Kohls Patenkind geworden bin. Wer weiß, vielleicht forsche ich eines Tags über ihn. Möge er jetzt erstmal in Frieden seine ewige Ruhe finden dürfen! Ich danke Helmut Kohl für eine ganz besondere Einheit: Die Ehe meiner Eltern, die mich für immer zu „Kohls Mädchen“ gemacht hat!

70 Jahre PNP: Heimatzeitung, die viel kann – auch online?

7 Feb
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Die PNP wurde 70 Jahre alt und feierte sich selbst mit einer Sonderbeilage (rechts), die ebenso wenig gratis online zur Verfügung stand wie das Portrait über mich (links) (Foto: Winderl)

Nach der “Welt am Sonntag” im August 2015 hat nun auch “meine” Lokalzeitung über mich am Mittwoch, 3. Februar 2016 berichtet: Die “Passauer Neue Presse” (PNP) in der ich, zwar nicht meine allerersten, aber doch erste redaktionelle Erfahrungen noch in der Schulzeit sammeln konnte.

Gerne hätte ich den Zeitungsartikel, in dem es über mich als Bloggerin ging, in diesem Internet geteilt. Das ist jedoch leider nicht möglich: Denn der Artikel ist nur im Bezahlbereich verfügbar.

Das ist auch grundsätzlich ok – auch die SZ entscheidet, dass manche Artikel so einzigartig sind, dass sie nur gegen Bezahlung abzurufen sind. Aber ich meine, man sollte bei einer Regionalzeitung wie der PNP grundsätzlich nach Einzelfall entscheiden. Wenn ein Bericht über einen 80sten-Geburtstag erscheint, dann kann dieser ruhig “exklusiv” sein.

Hyperlinks in Print-Artikeln sind für die Katz – wenn sie nicht online verfügbar sind

Aber ein Portrait über einen Onliner wie mich? Da wäre es wohl für alle Beteiligten (mich und die PNP) clever, wenn der Artikel geteilt werden könnte und so Klicks erhält.

So ist das Fleißarbeit für die Papiertonne – denn wir wissen ja, nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern…. Hyperlinks im Print-Text sind auch für die Katz, der Otto-Normal-Print-Zeitungsleser sucht nichts im www – und ich kann das anhand meiner Blogstatistiken nun sogar nachvollziehen.

Weil ich natürlich mitdenke, habe ich noch vor der Veröffentlichung des Portraits mit der Redakteurin besprochen, wie ich den Bericht über mich meinen Lesern zugänglich machen könnte. Sie meinte, es sei üblich, dass sie den Artikel als PDF verschicken und er so dann auch genutzt werden kann. Ich sagte, sie solle da lieber nochmal Rücksprache halten, ob das rechtlich soweit ok ist…

 

Aber apropos Zeitung und “alt” – die PNP wurde 70 Jahre und das hat sie mit einer dicken Sonderbeilage gefeiert am Freitag, 5. Februar 2016 – sogar mit eigener Sonderbriefmarke für die “Neue Presse Post”.

Bekanntlich forsche ich interdisziplinär und die Geschichte einer Zeitung interessiert mich besonders, noch dazu die meiner Heimatzeitung! Da ich zwischen zwei Wohnorten pendle und auch sonst viel unterwegs bin, ist ein Zeitungsformat für mich jedoch reichlich unpraktisch; die Print-Beilage will ich zudem unmarkiert archivieren.

Beilage zum 70. Geburtstag nicht gratis online verfügbar

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Screenshot: Tweet Roland M.

Lange Rede… Ich freute mich daher riesig, als ich las, die Beilage stünde als ePaper gratis in der App zur Verfügung. Das hat ein PNP-Mitarbeiter getwittert – nicht irgendein Mitarbeiter, sondern (laut seiner Bio auf Twitter) “Produkt- und Projektmanager Digitales bei PNP” Roland M. Er müsste das also wissen, eigentlich.
Ok, also ich akzeptiere, dass ich als sog. “Voll-Abonnent” für das ePaper extra zahlen müsste… Aber ich akzeptiere nicht, dass ich als jahrelanger Print-Abonnent diese Beilage nicht gratis digital lesen kann. Und noch dazu, dass offensichtlich niemand bei der PNP eine Ahnung hat, was jetzt genau gratis ist. Liebe PNP, Hand auf’s Herz: Die Beileige ist doch ohnehin nur pure Eigenwerbung für euch! Warum also nicht „verschenken“?

PNP-Mitarbeiter wissen offensichtlich selber nicht genau über Bezahlmodell Bescheid

Ich rief nämlich im Aboservice an – die Dame dort wollte mich direkt zu Roland M. durchstellen. Von Twitter hat diese Dame wohl noch nicht so oft gehört. Das macht wohl in der Regel auch nichts, denn Roland M. hat selbst nur unter 100 Follower.  

Als dieser nicht abhob, hat sie währenddessen direkt mit der Online-Redaktion Rücksprache gehalten: Die Beilage sei nun gratis verfügbar, erklärte sie mir. Das war sie jedoch nicht und ist sie bis heute nicht.

Roland M. entschuldigte sich via Twitter, dass er da wohl falsch informiert war.

Weil ich schon gerade dabei war, habe ich die PNP via Twitter angefragt, ob ich das PDF meines Artikels denn auf meinem Blog veröffentlichen dürfte. Keine Antwort! Und auch die freundliche Jung-Redakteurin hat bis heute das versprochene PDF nicht geschickt.***

Fazit:

70 Jahre PNP, meine Heimatzeitung mag viel können – Veranstaltungsreihen wie “Menschen in Europa” zum Beispiel und seit Neuestem sogar Briefe austragen – aber online kann sie nicht! Und von Twitter wollen wir mal ganz schweigen…

 

*** UPDATE *** Mittlerweile ist das PDF meines Artikels bei mir eingetroffen. Die Jung-Redakteurin meinte, dass sie in der Redaktion nachgefragt hat und ich es auch für meine Blogs nutzen dürfte. Hoffen wir, dass mich die PNP nun nicht nachträglich verklagt, wenn ich den Artikel über mich hier als Lektüre zur Verfügung stelle 😉

Zum ausführlicheren Pressespiegel meines Sparblogs ISASPARER geht’s übrigens hier entlang.

Blogger aus Passau: Wo seid ihr?

28 Apr

Unter den Bloggern bin ich ein „alter Hase“ – meinen „Ego-Blog“ betreibe ich seit Anfang 2011. Zufällig ist dies mein 100.ster Blogpost 😉 Mittlerweile bin ich auch in München dahoam und dort gibt es eine Menge Möglichkeiten, sich mit anderen Bloggern zu vernetzen. Mit meinem Blogprojekt ISARSPARER bin ich regelmäßig beim Münchner Blogger-Stammtisch zu Gast und ich könnte auch noch zum Beispiel den Iron-Bloggern beitreten. Dort vernetzen sich Blogger, die mindestens einen Blogpost pro Woche absetzen. Gelingt dies nicht, muss man 5 Euro in die Bier-Kasse zahlen. Das soll unglaublich motivierend sein, wie mir Mitglieder berichten 😉

Doch in der Provinz gibt es keine solchen Vernetzungs-Möglichkeiten für Blogger. Nachdem ich vor einigen Wochen von kleinstadtgroß für den Liebster-Award nominiert wurde, fragte ich mich erstmals:

Was gibt es eigentlich für andere Blogs in Passau?

Auf Teresa ohne h habe ich ja auch eine Rubrik „Passau“. Einige Blogposts von mir wurden auch schon in der Regional-Zeitung zitiert – leider ohne Nennung meiner Blog-Adresse. Aber ich denk mir, hier in einem Ein-Zeitungskreis mit Medien-Studiengang sollte es doch eigentlich schon ein paar Blogs geben… Also begab ich mich auf die Suche:

kleinstadtgroß

kleinstadtgroß  (sinnigerweise klein geschrieben) hatte mich nominiert. Und ein bisschen sehe ich die Idee, die sich dahinter verbirgt, hinter allen Blogs einer Kleinstadt mit einer Zeitung vertreten. Die Macher schreiben:  “Unser Projekt: Das zu schreiben, was wir selbst gerne über Passau gelesen hätten.” Thomas aus Hannover und Almuth aus dem Allgäu sind “auf der Suche nach Spiel, Spaß und Spannung abseits vom Studentensandkasten.” www.kleinstadtgross.de

Outzeit Passau

Auf kleinstadtgroß verlinkt war der Blog „Outzeit Passau“; dieser Blog ist ursprünglich als Team-Blog gestartet, aber nun ist nur mehr eine Bloggerin für ihr Studium in Passau. Die Idee hinter diesem Blog: Die Umgebung von Passau sportlich-aktiv zu entdecken: www.outzeit-passau.de

kultürlich

Ebenfalls im universitären Umfeld anzusiedeln ist auch der „Kultürlich Blog“ von drei KuWi-Studentinnen. Ihre Themen sind Musik, Literatur, Kunst, Film und Schauspiel: www.kultuerlich.blogspot.de

Brot & Bluse: Food und Fashion Blog

In Passau angesiedelt mit einer „Truppe von 6 Studenten“ ist dieser Blog. „Brot und Bluse“ der Name, weil hier Food und Fashion präsentiert wird: „Wenn man sich die Studierenden in Passau anschaut, merkt man Eines schnell: Food & Fashion sind Themen, die uns 24/7 beschäftigen. Dieses Blog soll eine Plattform für modische und kulinarische Köstlichkeiten für euch von uns sein. Wir wollen euch Food & Fashion Inspirationen im Studentenalltag liefern! Dieses Blog ist eine Sammelstelle für Rezepte und Outfits, Tipps und Tricks, die das Auge und den Geldbeutel erfreuen.“: www.brotundbluse.wordpress.com

Lokalteilheld

Der einzige Blog (außer meinem) von einem echten „Local“ stammt von Andreas Kescher. Der „Lokalteilheld“ hat Medien und Kommunikation (wie ich) hier studiert und danach ein Volontariat bei der PNP begonnen. Seine Intention: „In diesem Blog will ich meinen Weg in den Journalismus nachzeichnen. Ob am Ende eine Anleitung für einen erfolgreichen Berufseinstieg oder die Dokumentation eines grandiosen Scheiterns entsteht, werde ich selber erst in der Rückschau wissen. Spannend wird es aber auf jeden Fall.“ Einzige Kritik: Für einen, der vom Schreiben lebt, könnte er häufiger bloggen: www.lokalteilheld.wordpress.com

PNP-Campus-Blogs

Und dann wird’s schon etwas “offizieller”: Es gibt ein Campus-Blogprojekt der PNP. Ob die Blogger von der PNP bezahlt werden, weiß ich leider nicht. Falls sie es nicht werden, finde ich es persönlich schade, dass sie nicht “unabhängig” losbloggen wie ich und die anderen Kollegen das tun. Es heißt unter „Studenten-Blogs“ auf der PNP-Campus-Seite: „In Zusammenarbeit mit der Uni Passau und der TH Deggendorf bloggen auf der Campus-Seite der Passauer Neuen Presse auch Studenten zu folgenden Themen:“ Dann werden die Blogs aufgeführt, die sich auf den Seiten der PNP finden.

Offizieller Blog der Uni Passau

Auch den offiziellen Uni-Blog möchte ich der Vollständigkeit halber aufführen. www.blog.uni-passau.de

Wahlinfo Passau

Etwas skurril wird es bei dem Blog “Wahlinfo Passau”. Offensichtlich hätten manche Blogger in der Provinz etwas Nachhilfe nötig – denn ohne ein Impressum* kann man leicht mal abgemahnt werden… Gut, aber das „Konzept“ würde mit Impressum wohl auch nicht funktionieren – es zeigt, was Blogs in Ein-Zeitungskreisen leisten können. Ich persönlich finde es toll, wenn sich jemand aufrafft und seine Meinung kundtut – er muss auch gar nicht immer meiner Meinung sein 😉 Deswegen möchte ich auch diesen Blog aufführen: www.wahlinfo-passau.blogspot.de

Blog von Sebastian Frankenberg

Etwas aus der Reihe tanzt auch der Blog von Nichtraucher-Papst Sebastian Frankenberger, den er auf seiner Webseite integriert hat. Nachdem er der Stadtpolitik mit seinem Rücktritt als Stadtrat den Rücken gekehrt hat, sind auch dort weniger Passau-Themen vertreten. Aber auch hier gilt für mich das Motto: Wenigstens wird gebloggt! Und „Franky“ ist ein „Local“, deswegen wird er hier aufgeführt: www.sebastian-frankenberger.de/persoenlich/blog/

Gschichten aus Passau

Gut gestartet, leider eingeschlafen sind die „Gschichten aus Passau“. Geplant war ursprünglich jeden Samstag um 9 Uhr eine „neue Story aus Passau“ zu posten. Leider haben das die sechs BWL-Masteranden nur drei Monate durchgehalten. Vielleicht war es nur für ein Uni-Projekt? Sie schreiben: „In der Social Media Management – Veranstaltung haben wir uns gesucht & gefunden.“ In meinem BA-Studiengang Medien und Kommunikation gab es auch ein paar so Seminar-Blog-Eintagsfliegen… Etwas traurig, wenn so ein Projekt dann einschläft: www.gschichtenauspassau.wordpress.com

Blogger aus Passau

Helft mir, die Passau-Blogroll zu vervollständigen!

Ja und das war’s auch schon mit meiner Liste der Passau-Blogs, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit hat. Ganz im Gegenteil! Jetzt seid ihr gefragt:

Kennt ihr weitere Blogs aus Passau? Dann bitte nennt sie mir!

Oder seid ihr gar selbst Blogger in der Dreiflüssestadt? Hättest du vielleicht Lust, dich off- und online zu vernetzen? Einen Blogger-Stammtisch im Format der #bloggermuc werden wir zwar nicht starten können, aber eine Blogroll und gegenseitige Gast-Artikel können ja schon ein Anfang sein. Ich würde mich freuen, wenn ihr mich einfach anschreibt – am besten als Kommentar, dann können auch andere gleich euren Blog entdecken!

* ein bisschen recherchiert und schwupps: Hinter „Wahlinfo Passau“ steckt laut Medien Denk Karl-Heinz Hasenöhrl.

—– UPDATE

Für alle Blogger in und um Passau – oder solche die es noch werden wollen – habe ich einen Facebook-Gruppe gegründet „Passauer Bloggerstammtisch“. Ihr findet sie hier: https://www.facebook.com/groups/passauerbloggerstammtisch/

Fluthilfe revidiert meine Meinung über soziale Medien

21 Sept

Rund 100 Tage ist die „Flut“ her. Zeit, einmal Bilanz zu ziehen – vornehmlich über die Engagment für und um die Fluthilfe in sozialen Medien.

1. Über den Wahrheitsgehalt von Informationen in sozialen Medien

Die Schleuse Kachlet während der "Jahrtausendflut".Meinem Post muss ich vorwegschicken, dass ich von Natur aus ein gutgläubiger Mensch bin. Da die Stadt Passau bis dato keinen richtig guten Auftritt in sozialen Medien hat, waren wir auf Postings von Privatleuten angewiesen. Dies geschah bei mir vornehmlich über die Gruppen „Infoseite – Hochwasser 2013 Bayern“ und „Fluthelfer Passau“.

Wann und wo werden Leitungswasser und Strom abgestellt? Der Aufruf zum Wassersparen, Postings von Wasserausgabeorten – das alles geschah über Facebook (FB). Twitter ist bei den Passauern wohl noch nicht so angekommen 😉

Nun gut, ich bin schon an normalen Tagen äußerst Social-Media-affin… Aber in den Hochwasser-Tagen war mein Konsum extrem.

Katastrophale Rechtschreibung mit dem Klassiker der das-und-dass-Schwäche ist ja noch harmlos. Ich bedanke mich an dieser Stelle auch bei der niederbayerischen Jugend, die mich, in diesen Tage gelehrt hat, dass Sätze ohne der, die, das gebildet werden: „Was geht Kachlet?“

Panikmache via FB

Ja, was geht Kachlet… (Für alle OrtsUNkundigen, das Kachlet ist ein Schleusenkraftwerk im Passauer Westen, wo ich wohne.) Das Kachlet ist hochwassererprobt. Die Wehre müssen geöffnet werden, egal wie viel Wasser dann Richtung Altstadt fließt. Dass diese Fluten bei dieser Jahrtausendflut enorm waren, ist logisch.

Urplötzlich tauchte in FB das Gerücht auf, das Kachlet könnte den Fluten nicht mehr Stand halten. Ich, als gutgläubiger Mensch dachte, an der Sache könnte was dran sein. Denn welcher Mensch würde in einer solchen Katastrophen-Situation so grausam sein und seine Mitmenschen auch noch mit falschen Gerüchten quälen?

Falsch gedacht: Krönung war für mich folgender Post:

Leider verbreiteten sich auch "Horror-Falschmeldungen" über soziale Medien.

Leider verbreiteten sich auch „Horror-Falschmeldungen“ über soziale Medien.

Spätestens jetzt war mir klar: An dem Gerücht ist nichts dran. Welcher Experte würde davon sprechen, dass eine Staustufe „bricht“ und dann auch noch genau „ab 20h“.

Vielen Dank an dieser Stelle an all diese Menschen da draußen, die uns Passauern noch zusätzlich Angst gemacht bzw. versucht haben!

FAZIT Krisenkommunikation via Social Media funktioniert nur bedingt!

2. Fluthilfe als Hilfe zur Selbstdarstellung?

Die Selbstdarstellung im Social Web ist ja auch sonst nicht ohne. Aber ich für meinen Teil konnte bei den eigentlichen Hochwasser-Einsätzen nicht auch noch darauf achten, das „passende“ Bild für Facebook und Co zu machen. Deswegen fehlen auch bei meiner Fluthelfer- Reportage einige Bilder, wie ich anmerkte.

Umso trauriger finde ich persönlich, dass es politische (Jugend)gruppierungen geschafft haben, genau solche Fotos hochzuladen. Ich habe sehr genau hingesehen und festgestellt, dass so ein Einsatz z. B. nur an einem Tag stattfand. Imposante Fotos davon ins Netz zu stellen, finde ich umso beschämender, wenn Studenten zum Teil mehrere Tag hintereinander bis zur gänzlichen Erschöpfung als Fluthelfer im Einsatz waren. Ist doch Passau „nur“ ihre Universitätsstadt, für die anderen aber ihre Heimat…

Sicherlich geht es jetzt nicht darum, hochzurechnen, wer wie viele Stunden aktiv Fluthilfe geleistet hat – aber nachdenklich macht es mich schon. Helfen machen nur, um dokumentieren zu können, dass sie geholfen habe?

Ähnlich kritisch sehe ich im Übrigen auch die jetzt aufkommenden Ehrungen durch Stadt und Staat. Ganz bewusst habe ich z. B. NICHT am Helferfest der Stadt Passau teilgenommen. Ich war gern als Fluthelfer im Einsatz und bemühe mich nach meinen Kräften auch noch heute, Betroffenen zu helfen.

Statt einer Maß auf der Dult hätte ich z. B. lieber Unterstützung für meine Spendenaktion gehabt!

3. Keine Unterstützung für meine Ebay-Auktion

Wie man hier nachlesen kann, habe ich einen selbstgefertigten Passau-Scherenschnitt auf Ebay für die Fluthilfe der Passauer Neuen Presse (PNP) versteigert. Gut, über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, aber ich möchte behaupten, dass das schlicht-klassische Design wohl in viele Einrichtungsstile passt. Mit der Endsumme der Versteigerung war ich nicht wirklich zufrieden. (An dieser Stelle jedoch ein großes Dankeschön an den Berliner Käufer, der mich lediglich über Twitter „kennt“ und noch einen Extra-Betrag gespendet hat.)

Diesen von mir selbstgefertigten Scherenschnitt von der Passauer Skyline versteigerte ich auf ebay für die Hochwasseropfer - leider ohne jegliche Unterstützung im Social Web

Diesen von mir selbstgefertigten Scherenschnitt von der Passauer Skyline versteigerte ich auf ebay für die Hochwasseropfer – leider ohne jegliche Unterstützung im Social Web

Er war auch einer von wenigen, der die Aktion im Netz überhaupt verbreitet – sie retweetet hat. Von den Politikern in meiner Timeline oder in meiner Freundesliste hat sich niemand bemüßigt gefühlt, meine Aktion zumindest zu teilen – das hat mich persönlich sehr enttäuscht. Gut, jetzt könnte das Argument kommen, die haben die Sache vielleicht nicht mitbekommen… Aber ich habe meine Auktion zumindest an die Facebook-Pinnwand von „City Marketing Passau“ (CMP) und diversen Seiten der PNP gepostet (und den offizillen Twitter-Account der Stadt Passau angetwittert). Auch von dieser Seite keine Unterstützung in der Form, dass mein Post geteilt worden wäre.

FAZIT Da der Wille bekanntlich für’s Werk zählt, habe ich zwar nur 30€ an die PNP-Fluthilfe überweisen können – aber für mich als Promotionsstudentin ist im Moment einfach nicht mehr drin. Nachdenklich macht mich die Nicht-Unterstützung von PNP und CMP, da diese Institutionen sich die Hochwasser-Hilfe groß auf ihrer Fahnen geschrieben haben.

Und so ist insgesamt mein Fazit zu „Social Media und Hochwasser“ ernüchternd: JA, durch Social Media gab es Informationen – aber vielleicht auch zu viele!? Die Zeit für über soziale Medien vermarktete Spendenaktionen scheint noch nicht reif zu sein – ob das zum Teil an mangelnder Medienkompetenz liegt, möchte ich nicht bewerten.

Hochwasser-Hilfe für Passau: Ebay-Auktion mit selbstgefertigtem Scherenschnitt

6 Aug

Wenn jetzt die Urlaubszeit anbricht, haben wir uns selbstverständlich alle eine Pause verdient. Doch wir sollten auch nicht die Menschen vergessen, die sich heuer und vielleicht auch die kommenden Jahre keinen Urlaub mehr leisten können – etwa weil sie beim Jahrtausendhochwasser alles verloren haben. Auch und gerade weil die „Jahrtausenflut“ aus den Schlagzeilen der Medien verschwunden ist.

Oft werde ich außerhalb meiner Heimatstadt gefragt, ob meine Familie selbst vom Hochwasser betroffen ist und wie es nach den Rekord-Pegel-Ständen in der Dreiflüssestadt aussieht. Da uns die Fluten verschont haben, liegt mir nun eines am Herzen: Unser Passau soll bald wieder so schön werden wie früher!

Passau räumt weiter auf

Der Schlamm ist mittlerweile von den Straßen gespült und das öffentliche Leben läuft weiter: Alle Sehenswürdigkeiten und Einkaufsmöglichkeiten sind wieder zugänglich, was insbesondere für den Tourismus der Dreiflüssestadt von hoher Bedeutung ist. Passau lohnt wirklich jederzeit einen Besuch – gerade jetzt nach dem Jahrtausendhochwasser unterstützen Sie so unsere schöne Stadt!

Aber wenn man genau hinsieht und die Stadt von Kindesbeinen an kennt, ist klar: Bis es wieder so aussieht wie vor der Flut, brauchen wir v. a. eins: SPENDEN, SPENDEN, SPENDEN!

Betroffene brauchen jetzt (Geld)Spenden

In den ehemals überschwemmten Privat- und Gewerberäumen laufen die Renovierungen auf Hochtouren. Da muss der Putz heruntergehauen und Wände getrocknet werden. Oftmals ist noch viele Monate nicht an „normales“ Wohnen oder Geschäftsleben zu denken.

Dieser von mir selbstgefertigte Scherenschnitt von der Passauer Skyline versteigere ich auf ebay für die Hochwasseropfer.

Ich selbst war als „Fluthelferin“ im Einsatz (wie ich hier berichte) und habe hier gebloggt, wie das Leben mit und an drei Flüssen in Passau ist. Aber jetzt brauchen die Betroffenen in erster Linie Gelder, um ihre geschädigten Häuser und Wohnungen zu renovieren bzw. wieder bewohnbar zu machen.

Scherenschnitt „Made in Passau“ passt zu jeder Inneneinrichtung

Um meinen persönlichen Spendenbeitrag als Promotionsstudentin etwas steigern zu können, habe ich mir überlegt, einen von mir selbstgefertigten Scherenschnitt der Passauer Skyline auf Ebay anzubieten. Der Erlös geht an Hochwasseropfer in Passau. Hier geht’s direkt zur Ebay-Auktion.

Der Scherenschnitt ist ein traditionelles Kunsthandwerk. Wie der Name schon sagt: Das Motiv habe ich mit einer (Nagel)schere aus Papier geschnitten. Ich habe mich für das „klassische“ schwarz des Scherenschnittpapiers entschieden und einem schlichten silbernen Rahmen – so passt das 10×15 große Bild wirklich zu jedem Einrichtungsstil.

Also quasi ein „einmalige“ Chance ein schönes Passau-Bild „Made in Passau“ zu ersteigern 😉

***Eine BITTE: Wer meinen Scherenschnitt selbst nicht steigern möchte, dann bitte fleißig im Social Web teilen – Danke***

„Jahrtausendflut“ in Passau: Leben mit und von den Flüssen

3 Jun

Im ARD-Brennpunkt hat es heute Abend geheißen, dass Passau zum letzten Mal 2002 vom Hochwasser betroffen gewesen sei. Das ist nicht nur sprachlich falsch (es kann nicht das letzte Mal heißen, wenn es Wiederholungen gibt), sondern auch inhaltlich.

Wir Passauer leben mit unseren drei Flüssen und somit auch mit dem Hochwasser. Auch wenn meine Familie nicht in der Altstadt wohnt, sind wir immer indirekt vom Hochwasser betroffen ist. „Rien ne va plus“ heißt es dann für viele Straßen und Gassen der Innenstadt. Nach starken Regenfällen ist die Situation routiniert. So war es auch dieses Mal.

Hauptsächlich via soziale Medien wurde ich zu Beginn dieser „Jahrtausendflut“ gefragt, wie es in Passau mit dem Hochwasser gehe. „Daily Business“ habe ich geantwortet.

Wir haben aus 2002 gelernt

In der Tat: Die vornehmlich Andenkenläden, Restaurants, Ateliers in Wassernähe sind vorbereitet – schnell können sie ihre Räumlichkeiten im Hochwasserfall räumen. Seit 2002 haben einige von ihnen (wie z. B. das Restaurant Croatia) spezielle Hochwasserwände installiert. Wir Passauer sind vielleicht sture Niederbayern, aber sicher nicht dumm… Natürlich haben wir uns nach 2002 Gedanken gemacht – auch wenn das jetzt vielleicht nicht so aussieht! Wenn aber die Hochwasserwände im Gastraum installiert sind, wie im Croatia, nun aber das Wasser bis zum 2. Stock reicht – dann hilft leider nichts mehr.

Dass das Wasser immer weiterstieg und stieg und stieg, das haben wir nicht erwartet. Schon im Kindesalter habe ich Geschichten über unser Jahrhundertwasser aus dem Jahr 1954 gehört. Mein Opa war damals als Fluthelfer im Einsatz. „Damals liefen Donau und Inn in der Stadt zusammen“ – das war immer das 1954-Horrorszenario. Dass sich dieses einmal wiederholen, gar übertreffen werden wird, damit hat hier irgendwie niemand gerechnet.

Zusammenfluss von Donau und Inn als Horrorszenario

Als dann heute Vormittag Donau und Inn in der Fußgängerzone zusammenliefen, war meine Angst groß. Darauf war ich ja quasi schon seit Kindertagen konditioniert.

Schon gestern Abend stand fest, dass die Hochwassermarke von 1954 getoppt werden würde. Für mich war das auch schon ein paar Stunden vorher klar, dass es nun brenzlig wird, nämlich als schulfrei gegeben wurde.

Nie gab es schulfrei

Ich war Schülerin des ehrwürdigen Leopoldinums an der Michaeligasse. Wie habe ich als Gymnasiastin gehofft, dass einmal der Unterricht wegen Hochwasser ausfallen würde. Nie, nie, nie war das der Fall! (Gut, 2002 fiel das Hochwasser in die Ferienzeit). In anderen Städten würde man vielleicht seine Kinderchen lieber zu Hause lassen, wenn unterhalb des Fensters ein reißender Gebirgsfluss Hochwasser hat – nicht in Passau! Weil die Fritz-Schäffer-Promenade – die direkte Zufahrtsstraße für die Schulen in der Altstadt – überschwemmt war, wurden die Haltestellen einfach auf die andere Seite der Donau verlegt – dem sog. Anger. Die Angerstraße ist im Moment übrigens auch komplett überschwemmt… Also war es weitsichtig, bereits am Sonntag den Schulausfall zu vermelden. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wusste ich aber: Es wird ernst, sehr ernst werden in Passau.

Hochwasser übt gewissen Reiz aus, aber bitte kein Katastrophentourismus

Hochwasser hatte für uns Schüler immer einen gewissen Reiz. Vor und nach der Schule sind wir an die Ortsspitze und ins Hochwasser – soweit das ging. Auch 2002 habe ich – nach(!) der Scheitelwelle – das Hochwasser „besichtigt“. Aber dieses Mal habe ich ganz bewusst auf diese Art von Katastrophentourismus verzichtet. Ich habe auch keinerlei Verständnis für diese Art von Sensationsgier der Menschen. Meine Hauptinformationsquellen sind also im Moment soziale Medien. Und was ich da erlebe, „muss“ ich wohl in einem getrennten Post verarbeiten…*

Packen wir’s an: So helfen Sie Passau

Für heute nur noch so viel: Wir Passauer können und wollen unsere Flüsse nicht durch Dämme abschotten. Wir leben mit und von Donau, Inn und Ilz. Und deswegen werden wir auch nach dieser „Jahrtausendflut“ zusammenstehen. (Die „Flut“ an Hilfsbereitschaft in den sozialen Medien ist einfach überwältigend.)

Packen wir’s an! Im Moment ist es schwer zu überblicken, ob und wie freiwillige Helfer in die Aufräumaktionen eingebunden werden können. Ich habe mich bei der Studenten-Initiative „Passau räumt auf“ registriert**, weil ich die Arbeit der Verantwortlichen persönlich kenne und schätze.

Wer unser Passau finanziell unterstützen will, tut dies am Besten hier:

Stiftung der Passauer Neuen Presse,

Kennwort Fluthilfe,

Kontonummer 30365373

Bankleitzahl 74050000 Sparkasse Passau

– auch wenn das Konto bei der Sparkasse Passau ist 😉

Weitere Blogposts zum Thema „Hochwasser in Passau“:

* Zu meinem Blogpost „Fluthilfe revidiert meine Meinung über soziale Medien“.
** Zu meinem Blogpost über meinen „Einsatz als Fluthelfer in Bernhard’s Corner Shop“.

Politik & Qualitätsjournalismus – unvereinbar?

24 Jul

Kürzlich warf das „Institut für Medienkompetenz“ auf seiner Facebook-Seite folgende Diskussionsfrage auf: „Ist das Medienkompetenz bzw. Qualitätsjournalismus, wenn Medien die Kanzlerin immer als „Mutti“ bezeichnen? Was ist eure Meinung?“

Meine Meinung dazu ist eindeutig NEIN. Nein, es ist nicht Zeichen von Medienkompetenz oder Qualitätsjournalismus, das Amt der Bundeskanzlerin dermaßen zu personalisieren.

Einen Kanzlerkandidaten gibt es nicht

Da wären wir auch schon beim Stichwort. „Personalisierung“ stellt in der politischen Kommunikation ein wesentliches Element dar.

Seit Jahren wundere ich mich, dass im Vorfeld der Bundestagswahl immer von „Kanzlerkanditaten“ die Rede ist. Es gibt nämlich keinen Kanzlerkandidaten! Der Bundeskanzler/ die Bundeskanzlerin wird vom Bundestag und nicht vom Volk gewählt. Das regelt Art. 63 des Grundgesetzes. Natürlich „wählt“ der Bürger indirekt den Kanzler/ die Kanzlerin, indem er dem Bundestagskandidaten „seiner“ oder „ihrer „Partei“ seine Stimme schenkt. Mag es also noch so falsch sein, vom „Kanzerkandidaten“/ der „Kanzlerkandidatin“ zu sprechen, auch im Vorfeld zur Bundestagswahl 2013 werden auch sog. Qualitätsmedien wieder davon sprechen.

Scheuer bei Ramsauer PSts. und nicht bei de Maizère

Falsch! Scheuer ist nicht „Verteidigungsstaatssekretär“.

Und da wären wir auch schon beim nächsten Stichtwort angelangt: Dem „Bundestagskandidaten“. Ich habe mich heute morgen sehr geärgert, als ich unsere Lokalzeitung, die „Passauer Neue Presse“ (PNP) las. Dort hieß es nämlich, dass bald die Wahl der CSU-Delegierten für das Direktmandat des Bundestagsabgeordneten stattfindet – einziger Kandidat sei „Verteidigungsstaatssekretär“ Dr. Andreas Scheuer. Und hier hat die PNP sich gleich zwei große Fehler geleistet:

1. Parlamentarischer Staatssekretär (PSts.) ist PSts. des jeweiligen Ministers. Verknappt wird das gerne auf das jeweilige Ressort. Da will ich mal nicht so streng sein…

Aber 2. Scheuer ist PSts. beim Bundesverkehrsminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung und nicht beim Bundesminister der Verteidigung! Ein solcher Fehler darf in einer Regionalzeitung meines Erachtens einfach nicht passieren.

Qualität auch oder gerade in Lokalzeitungen

Wie aber kann ein solcher Fehler passieren? Wohl weil niemand mehr die fertigen Artikel durchliest – Personaleinsparungen gehen aber auf Kosten der Qualität. Gerade aber bei einer Lokalzeitung in einem Einzeitungskreis möchte ich als Leser, wenn ich schon keine andere Alternative habe, kompetente- oder zumindest faktisch richtige – und qualitativ hochwertige Berichterstattung! Oder sind Qualitätsjournalismus und politische Berichterstattung einfach unvereinbar?