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Das #TwInterview mit zwei Spitzenpolitikern der Union: Vor- und Nachteile einer neuen journalistischen Darstellungsform

15 Sept

Der CDU-Generalsekretär bestimmte in diesem Jahr mit diesem Tweet tagelang die Schlagzeilen – on- wie offline.

Auch Doro Bär verteilt nicht nur #hachs und Herzen auf dem sozialen Netzwerk Twitter. Beide Unions-Politiker sind Altstipendiaten der CSU nahen Hanns-Seidel-Stiftung (HSS). Zum 25-jährigen Jubiläum des Clubs der Altstipendiaten (CdAS) sollten die beiden Bundestagsabgeordneten interviewt werden.

Gedruckte Tweets? Das #TwInterview in der Banziana kommt „klassisch“ mit #hach und Einhorn daher. (Foto: Ausschnitt Banziana).

Eben weil Bär und Tauber so sehr in Social Media unterwegs sind, wollte ich sie adäquat interviewen. Ein #TwInterview sollte es werden – ein Kofferwort für eine journalistische Darstellungsform, die es in dieser Form eigentlich noch gar nicht gibt.

Welche Vor- und Nachteile entstanden beim Interview via Twitter? Als Kommunikationswissenschaftlerin wollte ich diese experimentelle Darstellungsform Revue passieren lassen. Wer lieber direkt zum #TwInterview für die Banziana möchte, klickt bitte hier.

Vor- und Nachteile eines Interview via Twitter

Ich bin ehrlich: Anders als Giulia, mit der ich das #TwInterview führte, bin ich KEIN großer Fan von Interviews. Lieber schreibe ich im Anschluss an ein Gespräch ein Portrait über die Person. Zweifelsohne hat aber auch das Interview seinen Reiz. Dazu zählt für mich jedoch nicht das Abtippen der Tonaufnahme… Und das führt uns zum ersten Vorteil des neuen Formats:

  • Abtippen der Antworten entfällt

    Das Abtippen der Interviewfragen und -antworten entfällt natürlich bei einem Interview via Twitter. Die Tweets enthalten ja Fragen und Antworten. Wie der Interviewpartner jedoch auf eine Frage reagiert – dreht er nervös an seinem Ehering, lacht er spontan… Das fällt via Twitter natürlich flach – aber in begrenztem Maß auch bei einem Telefon-Interview (also oldschool, nicht via Skype ;)).

  • Klassische Interview-Anfrage bleibt

    Wer denkt, dass man mit einem #TwInterview generell weniger Arbeit hätte, der irrt: Zum Beispiel muss auch hier eine Anfrage gestellt werden – erstaunlicherweise lief diese bei den beiden Online-Politikern auch über ihre Büros und nicht via Twitter.

  • Zeichenbegrenzung kann zur Herausforderung werden

    Eine Herausforderung – vor allem für den Interviewpartner – ist die Begrenzung von Tweets auf 140 Zeichen. Kommt noch ein etwaiger Hashtag hinzu, verknappen sich die Zeichen nochmals.
    Man muss sich entscheiden: Liegt in der Kürze die Würze? Oder antwortet man in mehreren Tweets. (Als Alternative hatten wir angeboten, dass längere Antworten auch via Direkt-Nachricht geschickt werden konnten.)
    Oder verwendet man so viele (interne) Abkürzungen, dass es für außenstehende Mitleser schwer wird,  das Interview nachzuvollziehen.
    Beim #TwInterview mit Doro Bär hat das eine Dame direkt eingewendet… Schön, so hatten wir auch gleich ein Feedback und die Erkenntnis, dass wir gelesen werden 😉

  • Keine Freigabe nötig… und möglich!

    Was einmal getwittert wurde, das kann schlecht zurückgenommen werden. Ein #TwInterview ist von Anfang an öffentlich einsehbar – außer man arbeitet mit auf privat geschalteten Accounts. Aber diese Variante ist wohl eher nur in der Theorie möglich, da es sich in der Regel um prominente Personen handelt, die interviewt werden.
    Eine nachträgliche Bereinigung der Aussagen kann man zwar für eine etwaige gedruckte Publikation vornehmen, um zum Beispiel Tippfehler zu korrigieren. Mehr sollte meines Erachtens jedoch nachträglich nicht redigiert werden. Das heißt wiederum, auch wenn das #TwInterview „nebenbei“ geschehen kann (siehe mein Fazit), ist hohe Konzentration gefragt. Denn gerade bei Politikern wird jede Äußerung auf die Waagschale gelegt (siehe zum Beispiel den eingangs zitierten Tweet von CDU-General Dr. Peter Tauber.)

  • Adäquate Präsentation

    Um das #TwInterview adäquat präsentieren zu können, müssen die Tweets „gesammelt“ werden. Zunächst habe ich alle Antworten in Twitter favorisiert und sie hinterher in eine Story bei storify eingepflegt.
    Leider gibt es kein gratis Plugin, um die Storify-Story in meinen WordPress-Blog einzubinden. Das ist insofern nicht so schlimm, da von Anfang an Ziel des #TwInterviews die Publikation in der Jubiläums-Banziana war. Dieser Blogpost ist quasi nur ein zusätzliches „Schmankerl“. Aber sollte das #TwInterview nur online gelesen werden, müssen solche technischen Details auch bedacht werden.

Mein persönliches Fazit: Wahrscheinlich war es nicht mein letztes #TwInterview. Besonders angenehm fand ich, dass es nebenbei stattfinden kann. Beim zweiten Teil war ich in der Bibliothek, in der Stadt und in der U-Bahn unterwegs. Und auch der Interviewpartner muss sich eigentlich nicht extra Zeit reservieren. Gerade auch bei bei einer räumlichen Distanz, wie bei den beiden Politikern, ist das #TwInterview eine Alternative zu Interviews via zum Beispiel Skype.

–> Sobald der CdAS die „Banziana“ mit dem #TwInterview online stellt, verlinke ich sie euch – dann könnt ihr selbst beurteilen, wie gut euch gedruckte Tweets gefallen 😉
Online scheint die „Banziana extra“ leider nicht zu kommen. Hier hab ich euch das #TwInterview gescannt.

Warum eigentlich ich „Kohls Mädchen“ bin

29 Jun
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Einblick in das Fotoalbum: Denn der Auftritt Helmut Kohls am 7. November 1982 in der Passauer Nibelungenhalle hat eine besondere Bedeutung für unsere Familie. Das Foto hat mein Papa gemacht. Wer den Herren links neben dem Bundeskanzler erkennt, darf gerne sein Wissen als Kommentar mit uns teilen!

Die Position von „Kohls Mädchen“ ist wohl in den letzten Lebensjahren von Angela Merkel auf seine Ehefrau Maike übergegangen. Doch warum eigentlich ich „Kohls Mädchen“ bin, das will ich euch heute, anlässlich seines Todes, berichten:

Bayern ist bekanntlich schwarz. Tiefschwarz. Doch dass Unions-Regenten direkt für Ehen und Kinder verantwortlich sind, das ist wohl auch in Bayern eher selten. Meine Eltern lernten sich jedoch bei einer Veranstaltung von Helmut Kohl in der Nibelungenhalle in Passau kennen. Dienstlich waren sie dort, beide waren sie bei der bayerischen Polizei. Mein Papa tat jedoch 1982 in Franken Dienst, sozusagen am anderen Ende des Freistaats und hätte wohl ohne den Auftritt des späteren Kanzlers der Einheit, meine Mutter im schönen Niederbayern nicht so schnell oder eher gar nicht kennengelernt. (Auch die Passauer Neue Presse erinnert hier an diesen historischen Auftritt – denn in Passau hielt Kohl eine seiner ersten Reden als Kanzler! Erst am 1. Oktober war er durch das konstruktive Misstrauensvotum an die Macht gekommen.)

Vielleicht war es für mich daher so undenkbar, dass Deutschland einen Kanzler haben könnte, der NICHT Helmut Kohl heißt. Am verlorenen Wahlabend des Jahres 1998 war ich entsprechend niedergeschlagen. Ja, ich interessierte mich schon sehr früh für Politik! Er reihte sich ein in die Liste „der ewigen Regenten“ meiner Jugend – Papst Johannes Paul II., Ministerpräsident Stoiber – von denen heute nur noch Königin Elizabeth übrig ist. An dieser Stelle: Long live our nobel Queen!

Kohl hätte meine Pate werden sollen

Leider hat Helmut Kohl nie davon erfahren, dass er so unmittelbar mit meiner Geburt zu tun hatte. Meine Mama hat sich zwar überlegt, an sein Büro zu schreiben und ihn um eine (Ehren)Patenschaft für mich zu bitten. Gemacht hat sie es jedoch leider nicht.

Die Familie Kohl habe ich aber auch nach der Kanzlerschaft, aus diesem persönlichen Interesse heraus, nie aus den Augen verloren. In studiVZ trat ich in die Gruppe ein: „Ehrenvorsitz für Dr. Helmut Kohl“ – die Gruppen dort beschrieben einen ja besser als das eigentliche Profil, auf dem ich als Heimatland „Europa“ angab. Ganz Kohlianer irgendwie.

Für diesen Blogpost habe ich mich extra in studiVZ eingeloggt und musste feststellen, dass die Helmut-Kohl-Gruppe inzwischen gelöscht ist. Ob ich schon vor der Löschung aus ihr austrat, weiß ich nicht.

Es dürfte wohl ungefähr zu der Zeit gewesen sein, als ich endgültig von studiVZ zu Facebook wechselte, dass ich Walter Kohls Buch „Leben oder gelebt werden“* nicht las, sondern vom Sohn selbst vorgelesen, als Hörbuch* hörte. Und irgendwie verabschiedet sich damit von mir ein Stück Erinnerung an eine heile Kindheit:

So gern hatte ich das Ehepaar Kohl am Wolfgangsee zusammen urlauben sehen. War das alles nur eine Inszenierung, wenn er entspannt (mit Strickjacke natürlich) seine Hannelore über den See ruderte und beide dabei in die Kameras lachten? Und jetzt soll er nicht einmal im Familiengrab beigesetzt werden? Das bleibt also am Ende von der Ehe eines so großen Christdemokraten!

Als Historikerin werde ich mit Argusaugen beobachten, was mit den Akten geschieht, die Kohl der Adenauer-Stiftung zunächst schon übereignet, dann jedoch wieder zurückgefordert hat. Sofern er dazu selbst überhaupt noch in der Lage war.

Wenn ich Fotos der neuen Frau Kohl mit dem Kanzler sehe, meine ich, dort Liebe zu erkennen. Aber wen geht das schon etwas an! Für mich jedoch wird Hannelore auf ewig „Frau Kohl“ bleiben. Ich weiß nicht, ob Dr. Maike Kohl-Richter ärgert, dass sie in die Geschichte wohl eben nicht als Frau vom Kohl eingehen wird und deshalb die alleinige Deutungshoheit über Kohls Lebenswerk für sich beansprucht?

Plant Diekmann ein Buch mit Kohl-Witwe?

Ich jedenfalls warte schon gespannt auf das Buch, das sie vielleicht mit Kai Diekmann schreiben wird. Das ist zu diesem Zeitpunkt nur eine Vermutung von mir. Wie es der Zufall will, habe ich Diekmann, just fast genau ein Jahr vor dem Tod des Altkanzlers, interviewt. Damals war er noch Bild-Chefredakteur und stritt mir ab, dass Kohl in Oggersheim lebt (hier nachzulesen und -sehen).

Natürlich lebte er in diesem Stadtteil Ludwigshafens, natürlich war mir klar, dass Kohl für seine provinziale Herkunft immer belächelt wurde. Kai Diekmann konnte natürlich auch nicht wissen, dass er mit „Kohls echtem Mädchen“ sprach 😉

Ich gebe zu, ich hätte Helmut Kohl gerne einmal „live“ gesehen. Als ich mit dem Zug durch Ludwigshafen fuhr, reckte ich meinen Kopf zu beiden Seiten des Waggons hinaus. Wahrscheinlich saß er zu diesem Zeitpunkt jedoch im Garten seines Bungalows – mit Strickjacke. Ich selbst liebe auch Strickjacken, einen Pfälzer Saumagen habe ich jedoch noch nicht gegessen. Macht nichts, denn jetzt wurde im Zuge der Berichterstattung über seinen Tod enthüllt, dass es gar nicht Kohls Lieblingsgericht gewesen sein soll.

Vielleicht ist es besser so, dass ich nie Kohls Patenkind geworden bin. Wer weiß, vielleicht forsche ich eines Tags über ihn. Möge er jetzt erstmal in Frieden seine ewige Ruhe finden dürfen! Ich danke Helmut Kohl für eine ganz besondere Einheit: Die Ehe meiner Eltern, die mich für immer zu „Kohls Mädchen“ gemacht hat!

Mein Abschied vom Konvent: Effektive Hochschulpolitik nur ohne Parteischarmüzel

21 Jun

Am Dienstag, 21. Juni 2011, findet an der Uni Passau die Hochschulwahl 2011 statt. Dieses Mal kann ich ganz gelassen auf das Wahldatum blicken, aber vergangenes Sommersemester sah das etwas anders aus – schließlich kandidierte ich da für einen Platz im Studentischen Konvent der Uni Passau.

Mein "Wahlflyer" für die Hochschulwahl 2010

Ich trat für den RCDS Passau an, der Studentenorganisation der Union. Natürlich freute ich mich sehr, dass ich das Vertrauen der Studierenden erhalten habe und (übrigens als einzige Frau) den RCDS für eine Legislatur, also über zwei Semester, im Studierendenparlament der Uni vertreten durfte.

Wenn meine Legislatur mit dem Sommersemester zu Ende geht, bin ich schon etwas traurig – schließlich war meine „Abgeordnetentätigkeit“ nicht nur mit Arbeit verbunden, sondern v. a. durfte ich viel lernen.

Beschlüsse haben nur Weisungscharakter für Uni-Leitung

Zu Beginn meiner Legislatur war ich sehr geprägt – und so vielleicht auch mit einigen Vorurteilen behaftet, was meinen christlich-sozialen Hintergrund anbelangte. Doch schnell merkte ich, dass Entscheidungen des StuPa/ des Konvents ohnehin nur Weisungscharakter für die Hochschulleitung hat. Warum also in Partei-Scharmüzeln uns gegenseitig bei der Konventssitzung zerfleischen?

Umweltschutz war dem RCDS mindestens genauso wichtig wie der GHG, der Grünen Hochschulgruppe. Den Antrag der Grünen, künftig Umwelt- als Kopierpapier zu verwenden, unterstützte meine „Fraktion“, indem wir nach Umweltpapier Ausschau hielten, das nicht von „normalem“ zu unterscheiden ist. Hand in Hand also für eine umweltfreundliche Hochschule!

Freilich, bei manchen Anträgen konnten die studentischen Vertreter der einzelnen politischen Hochschulgruppen einfach nicht über ihren Schatten springen: Die LHG, die liberale Hochschulgruppe, stimmte so – wie ihre wirtschaftliberale „Mutter“, die FDP – gegen den Antrag der GHG für Wirtschaftsethik als Pflichtfach in Wirtschaftsstudiengängen. Und ich brachte es als Christsoziale einfach nicht übers Herz, für konkordatsunabhängige Lehrstühle zu stimmen…

So ist wohl ein jeder geprägt von dem (partei-politischen) Hintergrund, für welche Liste er in den Konvent gewählt wird. Aber dem Studierendenparlament für die Legislatur 2011/12 kann ich nur raten: Handelt möglichst „überparteilich“, zerfleischt euch nicht, damit ihr gegenüber der Uni-Leitung möglichst geschlossen auftreten könnt.

Mein letzter Antrag: Benennung eines Hörsaals nach Anna Wimschneider

Eine möglichst geschlossene Entscheidung bzw. Abstimmung würde ich mir auch für meinen letzten Antrag, den ich in meiner Legislatur einbringe, wünschen: Der Benennung eines Hörsaales nach Anna Wimschneider (nach diesem Antrag zur Umbenennung von Hörsälen nach histor. Gesichtspunkten). Wer sich über den Ausgang des Antrags oder generell über die Arbeit des studentischen Konvents informieren möchte, der ist herzlich eingeladen am Donnerstag, 7. Juli 2011, ab 20h in Nk 403 vorbeizukommen! Die Sitzungen sind übrigens grundsätzlich öffentlich.

Danke für Euer Vertrauen!

Bei allen, die mir im vergangenen Semester ihre Stimme gegeben haben sowie dem RCDS Passau möchte ich mich auf diesem Weg herzlich bedanken! Mir hat die Arbeit große Freude gemacht und v. a., dass ich politisch viel toleranter geworden bin, hat mein künftiges Leben wohl enorm bereichert. Geht heute also wählen, damit ihr auch anderen diese Chance geben könnt. Hochschulpolitik ist wichtig, aber vergesst nicht: Nur gemeinsam kann man viel erreichen!