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„Hans im Glück“ ab November 2019 in Passau: Wie gut ist der Burgergrill wirklich?

19 Mai

Der Hype um das neue Burger-Restaurant, das im Sommer 2019 an der Stadtgalerie in Passau eröffnen soll*, ist bereits im Vorfeld groß: „Hans im Glück“ heißt es, das klingt irgendwie nach glücklichen Burgern und Fritten. Aber wie sehr unterscheidet sich das Franchise-Restaurant von Fast-Food-Ketten wie Mc Donalds und Co?

Aus München kenne ich „Hans im Glück“ schon seit vielen Jahren. Mich begeistert besonders die Einrichtung, die mit Birkenstämmen zwar in jeder Filiale gleich, aber eben auf den jeweiligen Gastraum individuell angepasst ist. Das Märchen von „Hans im Glück“ und seiner Gans wird konsequent durchgezogen, auch in der Speisekarte. (Ich freue mich besonders, dass die aktuelle Speisekarte Katharina Konte, eine junge und sympathische Illustratorin aus München gezeichnet hat! Sie hat nicht nur mich schon portraitiert – worauf ich echt stolz bin… Sondern Katharina hat bei Hans im Glück auch bereits oft die Fenster verschönert mit putzigen Eichhörnchen, glücklichen Hänsen…) Deswegen tragen die Burger auch so klangvolle Namen wie „Alsdann“. Es gibt sie mit Rind- und Hähnchenfleisch, vegetarischen und veganen Bratlingen im Sauerteig- oder Mehrkornbrötchen sowie Burger mit und ohne Brot. 

Im Norden der Republik gibt es einen ähnlichen Burgerbrater, dort ist Hans jedoch kein so geläufiger Vorname, da ziert dann Peter Pan das Logo von Peter Pane (Wortwitz komm raus!).

Aber was wären Burger ohne Pommes? 

Das Menü-Konzept der Fast-Food-Ketten gibt’s deswegen auch bei „Hans im Glück“: 

Hans im Glück Burger Menü

Das Abendmahl in gemütlicher Atmosphäre mit Cocktail und Süßkartoffel-Pommes. (Foto: Privat)

Wenn das Mittagsmenü nicht mehr gilt (immerhin großzügig bis 17 Uhr), schließt sich alsdann das „Abendmahl“ an. Man zahlt dann den individuellen Burgerpreis (ab 6,90 Euro für den „Klassiker“) plus den Menüpreis. 

Das klingt jedoch einfacher als es beim ersten Besuch ist: Als meine Mama zum ersten Mal in einer Filiale zu Gast war, hatte sie Probleme, sich in der Vielzahl der Burger und Menüs (mit und ohne Aufpreis) zurecht zu finden.

Mittags ist es etwas günstiger, da gibt es eine Beilage, einen Durstlöscher und ein Heißgetränk; am Abend  werden für eine Beilage und einen Cocktail plus 9 Euro fällig. Wer Süßkartoffel-Pommes will, zahlt dafür einen Aufpreis von einem Euro. Aber diese Süßkartoffel-Pommes und die Soßen sind mein absolutes Highlight!

Das originelle Märchen-Konzept wird, wie gesagt, liebevoll durchgezogen, deswegen heißt die Mayo nicht einfach Mayo, sondern Fritten-Soße.

Hans im Glück Passau

Im sog. Resch-Haus neben der Stadtgalerie soll im Sommer 2019 die Burger-Kette „Hans im Glück“ eröffnen. (Foto: Winderl)

Besonders gern hab ich die Orangen-Senf-Soße. Und da ich ordentlich tunken mag, auch meinen Burger, finde ich es super, dass große Flaschen der Soßen (natürlich gibt’s auch Ketchup) am Tisch stehen. Nichts hasse ich mehr, als wenn ich mir mit einem mühselig erbettelten Ketchup-Tütchen das Tunken meiner Pommes schon fast akribisch berechnen muss!

Was die Burger anbelangt, da finde ich, hat „Hans im Glück“ groß an Geschmack eingebüßt. Vor Jahren haben mir die Burger wirklich hervorragend geschmeckt. Mittlerweile bekommt man aber halt fast an jeder Ecke Burger – mein Highlight war einer vom Charolais-Rind in Paris – und auch Mc Donalds zieht ordentlich nach mit Deluxe- und Veggievarianten. Auch schwankt meiner Meinung nach der Geschmack zwischen den einzelnen Lokalen (in München gibt es derzeit immerhin schon 15) eklatant. Ist das bei einem Franchise-Restaurant überhaupt möglich? 

Latte Mittagsmenü Hans im Glück

Niedlich sieht der Latte Macchiato aus dem Mittagsmenü schon aus. Aber hat eher Espresso-Größe oder? Daneben steht ein 0,5l Glas. (Foto: Winderl)

Für mich siegt das originelle Ambiente deutlich über das kulinarische Angebot. Das Preisleistungsverhältnis ist unterm Strich ok, mit einem Menü wird man gut satt. Natürlich ist „Hans im Glück“ teurer als zum Beispiel Burger King, aber es handelt sich ja auch um kein Schnellrestaurants. Die Cocktails sind ebenfalls in Ordnung zum Essen dazu. Wenn ich jedoch explizit Cocktails trinken will, werde ich weiterhin in zum Beispiel das „Journeys“ gehen.

Der Latte Macchiato aus dem Mittagsmenü ist jedoch etwas für den hohlen Zahn, der hat eher Espresso-Größe. Eigentlich eine Leute-Verdummung, so etwas überhaupt auszuschenken! Der Strohhalm wirkt darin leicht überdimensioniert. Meines Erachtens hätte man auf das Heißgetränk im Menü dann lieber ganz verzichtet…

Bald ist es soweit und die Passauer können sich ihr eigenes Bild von „Hans im Glück“ machen. Für die Stadtgalerie ist es wahrscheinlich eine gute Ergänzung ihres gastronomischen Angebots, das ich bis dato kaum nutze. (Das Italy ist ja auch eher so eine schlechte Kopie des Eataly-Konzepts!) Allein optisch ist es im grün getünchten Resch-Haus sicher ein Gewinn – denn auch die Fenster werden im Märchenkonzept gestaltet und das Logo von Hans mit seiner Gans zaubert mir jedes Mal ein Lächeln ins Gesicht.

*UPDATE: Ich fragte am 20. Juli 2019 via Instagram bei Hans im Glück nach, wann es denn mit der Eröffnung in Passau so weit sei. Die (unbefriedigende) Antwort lautete: „Leider verschiebt sich die Eröffnung unseres Burgergrill in Passau noch auf unbestimmte Zeit. Sobald wir aber einen Termin festgelegt haben, erfährst Du es auf jeden Fall sofort direkt über Instagram…“

UPDATE des UPDATES: Am 21. November 2019 eröffnet Hans im Glück in Passau. Jetzt wirklich.

Hans im Glück (in der Stadtgalerie Passau)
Bahnhofstraße 1
94032 Passau
Öffnungszeiten: Mo- So: 11h-24h

Ode an Ronald Mc Donald

3 Feb
Erste Mc Donald's in Deutschland

Wie ein Leuchtturm ragt das goldene M aus dem Werbeschilder-Dschungel… Anlaufpunkt für meine Generation auf Reisen wie es früher die Klöster waren?

Wir alle wissen, Fast-Food ist nicht gesund. Burger, Cola, Pommes und Co machen dick und trotzdem tun wir es immer wieder. Wir alle gehen zu Mc Donald’s – der eine öfter, der andere seltner. Aber warum?

Ich würde sogar soweit gehen, dass für die Generation der heute bis-30-Jährigen McDonald’s mehr ist als ein Fast-Food-Restaurant. Es ist eine Art öffentliches Wohnzimmer.

Öffentliches Wohnzimmer mit sauberen Toiletten

Wenn immer du in einer fremden Stadt eine Toilette suchst, das „goldene M“ ragt wie ein Leuchtturm im Werbeschilder-Dschungel heraus. Dort ist niemand, der dich böse ansieht, wenn du dich erleichtern musst. Aus „Dank“ nehme ich gerne eine kleine Cola mit. Die vertraute Umgebung gibt mir auch in der Fremde das Gefühl, einen Anlaufpunkt zu haben.

Wenn es draußen wie aus Eimern kübelt, dann hat Ronald nichts dagegen, wenn ich mich kurz bei ihm unterstelle. Ohne Murren wischt sein Mitarbeiter die Regennässe auf. Das gehört zum Service, auch wenn ich heute, ohne das Mc-Donald’s-Einmaleins zu „üben“, weiterziehe.

Die Hipster mögen mich belächeln, sie nennen Starbucks ihr öffentliches Wohnzimmer. Aber mir reicht Ronalds Café völlig ist. Der ist wenigstens nicht überteuert und schmeckt nach Café. Was will ich mehr? Niemand fragt mich, wie lange ich schon an meinem 1-Euro-Capuccino sitze und meine Mails in deinem WLAN checke.

„Nichts absorbiert Alkohol besser“

Der Burger „danach“, also nach jeder Party, gehört zu einem gelungenen Abend. Nichts absorbiert Alkohol besser. Dennoch wissen wir, wie wir uns gesund ernähren.  Doch gerade in der Kleinstadt, wenn alle anderen ihre Pforten bereits geschlossen haben, bietest du uns Raum in deinem „Wohnzimmer“. Wenn wir einen Schluck aus unserer eigenen Wasserflasche nehmen, nimmst du es uns nicht übel. Nur Alkohol und da bist du streng, den gibt es auch bei dir nicht, der muss draußen bleiben. Und auch sonst ist im Fast-Food-Tempel nicht alles schlecht. Hygiene z. B. wird groß geschrieben – das gehört zum weltweiten Standard.

McDonald’s ist also mehr als Fast-Food-Tempel, McDonald’s ist für meine Generation ein Hort des Vertrauten, der Gemeinschaft! Es ist egal wie viel wir konsumieren, ob es das große Menü oder nur das kleine Wasser ist… Ronald Mc Donald hat uns alle lieb, ob wir oft vorbeischauen oder nur bei Gelegenheit  – „ich liebe es“!

Mc Donald's international

Mc Donald’s international – eine beliebte Anlaufstelle auf Reisen, denn die Qualität und Hygiene gehört zum Standard!

Anlaufstellen in unserer säkularisierten Welt

Meine Texte sind immer mit einem kleinen Augenzwinkern zu lesen. Die Ode habe ich auf einer Reise geschrieben. Dort ist mir aufgefallen, wie sehr Mc Donald’s in unser Leben integriert ist. Durst? Schnell zu „Mäci“! Die Preise sind schließlich fair. Schnell die Mails checken? Auf zu „Mäci“!

Früher sind die Menschen weniger individuell gereist und wenn, dann sind sie gepilgert. Anlaufstätten waren auf (Pilger)reisen die Klöster. Dort wurde der Pilger verköstigt und ihm auch ein Schlafplatz gewährt.

Nun bietet Mc Donald’s (noch) keine Übernachtungsmöglichkeit an und auch ansonsten scheue ich den Vergleich des Fast-Food-Tempels mit den Horten der Kontemplation etwas. Aber nachdenklich macht es mich schon, was in einer säkularisierten Welt unsere Anlaufstellen sind…

Wiedersehen mit dem „Bundespräsidenten der Herzen“: Dr. Gauck in Passau

27 Jun

Gaucks Eintrag ins Goldene Buch der EW

„Werte Leuchtende und Erleuchtete, werte Erwählte und Gewählte…“, unkonventionell begrüßte Gauck die Zuhörer seiner Festrede im Rathaussaal in Passau. Ich kringelte mich vor Lachen – der Schirmherr der Festspiele Europäische Wochen (EW) spricht aus, was sich seine Vorredner nicht getraut haben, was ich noch nie im Rahmen einer solchen Veranstaltung gehört hatte: Er führte die seitenweise Begrüßungen der „Honoratioren“ ad absurdum.

Erste Begegnung am Vorabend der Bundespräsidentenwahl 2010

Und plötzlich war es wieder da, das Gefühl, das ich vor einem Jahr hatte. Ich erinnere mich zurück, wie viel anders die Situation war, als ich Gauck zum ersten Mal begegnete – es war am Vorabend der Bundespräsidentenwahl auf der sog. Fraktionsebene im Reichstagsgebäude. Ich war aufgeregt, schließlich durfte ich an diesem politischen Groß-Ereignis teilnehmen – zwar nicht als Wahlfrau, sondern „nur“ als Gast, was aber für mich „kleine“ Praktikantin dennoch eine große Ehre war.

Keine zweckgerichtete Höflichkeit

Ausweis für die Bundespräsidentenwahl 2010

Und da stand plötzlich dieser Mann vor mir, der einfach keine Chance haben wird, am nächsten Tag zum Bundespräsidenten gewählt zu werden. Es hätten schon die Linken sich von ihrer Vergangenheit distanzieren müssen und den Chef und Namensgeber der Gauck-Behörde, die sich mit den Stasi-Unterlagen auseinandersetzt, zum Staatsoberhaupt zu wählen. Er lächelte mich nur an, aber ich war berührt. Und ich bin das nicht häufig, zudem war ich von Parteipropaganda geprägt. Gauck war in diesem Moment nur von einer Person begleitet. Er wusste nicht, wer ich war, ob ich ihm morgen vielleicht mit meiner Stimme „nutzen“ könnte. Seine Höflichkeit war in diesem Moment nicht zweckgerichtet, Gauck war einfach nur höflich, weil er ein Mensch ist, der Menschen liebt.
Ich war berührt, nicht nur, weil ich Augenzeuge eines historischen Ereignisses werden durfte. Berührt war ich von der Aura dieses Menschen.

Von Gaucks Aura berührt

Dieselbe Aura spürte ich auch ein Jahr nach meiner ersten Begegnung mit Gauck wieder bei der Eröffnung der EW am Freitag, den 24. Juni 2011. Auch hier begegnete ich ihm durch Zufall in einem stillen Moment. Er saß für kurze Zeit einige Minuten beim Eröffnungskonzert am Abend in meiner Nähe, als er mit dem Intendanten kurz seinen Platz in der ersten Reihe gegen einen in der letzten eingetauscht hatte – der Akustik wegen. Fast auf den Tag genau sah ich den einstigen Bundespräsidenten-Kandidaten in Passau wieder. Er war im Grund unverändert. An diesem Tag wurde davon gesprochen, dass der „Bundespräsident der Herzen“ zu Gast sei. Ich meine, Gauck ist einfach „Bürger“ geblieben.

Mit meinem Praktikums-Chef PSts. Dr. Andreas Scheuer, MdB auf der Bundespräsidentenwahl 2010.

Mit „liebe Mitbürger“ schloss Gauck seine Begrüßung im Rathaussaal. Und das ist, was zählt: Auch die „Erwählten“ und „Gewählten“ sind in erster Linie „Bürger“. Das sollten die „Honoratioren“ selbst nicht vergessen, aber auch wir „einfachen“ Bürger nicht…