Archiv | März, 2011

Martin Luther: Sein Thesenanschlag – Tatsache oder Legende?

31 Mär

Am 31. Oktober 1517 schlägt Martin Luther an der Schlosskirche zu Wittenberg seine 95 Thesen an – Dass dies die  Geburtsstunde der Reformation ist, wurde noch meinen Eltern im Religions- und Geschichtsunterricht vermittelt.

Joseph Fiennes schlägt als Martin Luther die 95 Thesen an.

Gut, auch ich habe das noch in der Schule zu hören bekommen, aber das liegt nicht an historischen Fakten, sondern wohl eher am damaligen Lehrkörper… Denn dass der Thesenanschlag wohl ins Reich der Legenden abzutun ist, stellte der katholische Kirchenhistoriker Erwin Iserloh bereits zu Beginn der 1960er Jahre überzeugend dar. (Nachzulesen in einem nur dünnen Büchlein, einem gedruckten Vortrag Iserlohs: Iserloh, Erwin, Luthers Thesenanschlag. Tatsache oder Legende? (= Institut für europäische Geschichte Mainz. Vorträge Nr. 31), Wiesbaden 1962)

Erst Melanchthon spricht vom Thesenanschlag

So etwa sei von einem „Thesenanschlag“ erst bei Philipp Melanchthon – im Übrigen nach dem Tode seines Freundes Luther – in der Vorrede zum zweiten Band (1546) der Werke des Reformators die Rede.  Nachweislich konnte Melanchthon überhaupt nicht Augenzeuge der Vorgänge in Wittenberg sein, da dieser 1517 noch in Tübingen lebte (vgl. Iserloh S. 32f.).

Hochgespielt wurde die Szene vom Thesenanschlag dann vor allem in der Lutherverehrung des 19. Jahrhunderts.

Ungenauigkeiten für den Hollywood-Effekt?

Auch in neuen Lutherverfilmungen wird der Thesenanschlag dargestellt – so etwa auch im Spielfilm „Luther“ aus dem Jahr 2003, in dem Joseph Fiennes den Reformator spielt. Der Film enthält mehrere historische Ungenauigkeiten, aber zentral falsch ist eben der Thesenanschlag. Warum machen das Filmproduzenten? Nun, vielleicht wüssten sie es ja sogar besser, aber der Thesenanschlag ist einfach eine sehr plakative Szene.

Ein Brief und kein Thesenanschlag am Reformationstag

Luther selbst spricht immer davon, dass er die Thesen erst der Öffentlichkeit zugänglich gemacht habe, nachdem ihm die Bischöfe nicht geantwortet hätten. Denn nachdem Luther gemerkt hatte, dass die marktschreierische Ablasspraxis des Dominikanermönchs Johannes Tetzel auf offizielle Anweisungen fußte, wandte er sich an seinen Bischof Hieronymus Schulz von Brandenburg und den Erzbischof Albrecht, als den zuständigen päpstlichen Ablasskommissar.

Luther bittet in diesem Brief – übrigens mit dem markanten Datum vom 31. Oktober 1517 erhalten – den Erzbischof seine Ablassinstruktion zurückzunehmen und den Predigern andere Anweisungen zu geben. Zudem solle er sich mit den beiliegenden Thesen (disputationes) auseinandersetzen.

Der Brief, der am 31. Oktober an die Bischöfe gesandt wurde, brauchte aber mindestens einige Tage. Und so stellte Iserloh überzeugend dar, dass das mit einem Anschlag der Thesen an der Schlosskirche zu Wittenberg am „Reformationstag“ nicht vereinbar ist (vgl. Iserloh, S. 29).

Lateinische Thesen nicht für Laien gedacht

Zudem betont Luther wiederholt, er habe die lateinischen Thesen nicht verbreiten wollen und habe sie nur an Gelehrte ausgegeben. In Latein verfasst, waren sie auch nicht an Laien gerichtet, sondern für die theologische Disputation bestimmt. Kollegen hätten sie, denen er die Thesen nach dem 31. Oktober zustellte, ohne sein Zutun handschriftlich vervielfältigt.

Absichtslos zum Reformator geworden

Hätte Luther ein gefälschtes Bild von den Ereignissen ein Leben lang aufrecht erhalten?

Ich meine, wie Erwin Iserloh, nicht. Doch fest steht, wenn der Thesenanschlag lediglich eine Legende ist, dann wird noch deutlicher, welch hohe Mitschuld die Kirche selbst am Ausbruch der Reformation trägt. Denn Luther hatte den Bischöfen ja Zeit gegeben, zu reagieren. Luther selbst hatte nie auf einen offenen Bruch mit der Kirche hin gesteuert – nahezu absichtslos wurde er so zum Reformator (vgl. Iserloh, S. 33f).

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Monika Hohlmeier: Podcast über ihren Beitrag zur europäisch-bayerisch-fränkischen Völkerverständigung

19 Mär

„Man muss Gott für alles danken – auch für Ober-, Unter- und Mittelfranken“ – solche und ähnliche (wohl nicht ganz ernst gemeinte) Sprüche haben die Altbayern für die Franken auf Lager…

Als Wanderin zwischen diesen zwei bayerischen Welten versucht sich seit dem Jahr 2009 die Strauß-Tocher Monika Hohlmeier: Für die Franken sitzt die gebürtige Oberbayerin seit Juni 2009 im Europaparlament. Doch für den Umzug aus der Landeshauptstadt ins oberfränkische Bad Staffelstein ließ sich Hohlmeier nach der Wahl Zeit…

Eine Tatsache, die nicht alle Staffelsteiner gerade glücklich stimmte…

Entstanden ist ein buntes Stimmungsbild, aus dem der CSU-Frau eigentlich unbekannten Wahlkreis, das auch den alten Streit zwischen Altbayern und Franken wieder neu beleuchtet.

Der gebaute Beitrag entstand im August 2009 auf Kloster Banz im Rahmen der sog. Hörfunkadamie, die Teil des journalistischen Förderprogramms (JFS) der Hanns-Seidel-Stiftung ist.

Social Media: Fasten 2.0

3 Mär

Mit dem Aschermittwoch beginnt die 40-tägige Fastenzeit. Die Christen besinnen sich seit dem Kreuzestod Jesu‘ durch Fasten auf das Leiden und Sterben ihres Messias. Am Ende der Fastenzeit steht daher auch symbolisch die „Belohnung“ für ihre Entbehrungen: Das Osterfest, das die Auferstehung und das Leben nach dem Tod symbolisiert.

Egal, ob in dieser Zeit auf Fleisch, Süßes, Alkohol, Tabak, Computer oder Internet verzichtet wird – dieser Verzicht muss nicht (nur) schmerzlich sein, sondern kann auch glücklich machen.

Kraft tanken beim Facebook Fasten? (Foto: Ralph Winderl)

Ständige Verfügbarkeit erzeugt Stress

Denn über E-Mails und unsere Smartphones sind wird ständig verfügbar. Und diese Verfügbarkeit erzeugt Stress.

Wie oft ertappe ich mich, dass ich nur „schnell“ auf Facebook schauen wollte, was meine „Freunde“ dort machen und dann wird aus dem „schnell“ doch schnell eine halbe Stunde… So wie mir geht es wohl auch anderen, denn auf Facebook gibt es eine Gruppe „Facebook Fasten“ mit immerhin derzeit 224 Mitgliedern.

Gänzlicher Verzicht auf Social Media schlecht möglich

Ich bin realistisch, ich werde es wohl nicht schaffen, in den kommenden sechs Wochen gänzlich auf soziale Netzwerke zu verzichten. Zu sehr läuft die tägliche Kommunikation, auch mit meinen „echten“ Freunden über soziale Medien ab. Nicht zuletzt bin ich als Medienschaffende auf diese Medien auf eine gewisse Art angewiesen.

Aber ich werde versuchen, meinen Social-Media-Konsum drastisch einschränken: D. h. als allererstes die Aufenthaltszeit in den sozialen Netzwerken zu verringern, auch die Anzahl meiner Statusmeldungen werde ich einschränken. Zudem kann ich auf die aktive Suche nach neuen Kontakten verzichten, sowie die Zahl der „gefällt mir“ begrenzen. D. h. aber auch, mir die Zeit zu nehmen, nicht auf jeden Post, eine jede Nachricht sofort zurück zu schreiben.

Alles in allem gelingt es mir so vielleicht, durch das Fasten 2.0 mich auch nach der Passionszeit etwas bewusster und auch gezielter im Web 2.0 zu bewegen. Der Alltagsstress würde verringert, ich spare durch die auf sozialen Netzwerken „vergeudete“ Zeit – Minuten, wenn nicht sogar Stunden für sinnvollere Aktivitäten.

Religiöse Fastenmotive treten oft zurück

Wer früher fastete, stellte körperliche Bedürfnisse zugunsten seines Glaubens zurück. Dabei spielt auch die Angst um das Seelenheil eine große Rolle. Die Motive für das Fasten haben sich heute gewandelt: Viele üben sich nicht mehr aus religiösen Gründen im Verzicht. So wird etwa auf Tabak aus gesundheitlichen Gründen verzichtet. Und z. B. bei einem „Medienfasten“ möchte man gegen „Süchte“ ankämpfen.

Die evangelische Kirche hatte von je her eine andere Sicht auf das Fasten. Martin Luther war der Überzeugung, dass der Mensch nicht durch das Fasten angenehm bei Gott werde, sondern allein durch die Gnade, allein durch den Glauben. Im Gegensatz zur römisch-katholischen Tradition ist auch das Fasten in den protestantischen Kirchen nicht mit dem Bußsakrament verbunden.

„7 Wochen Ohne“

Eine Renaissance erlebt das Fasten in der evangelischen Kirche in den vergangenen Jahren also nicht wegen Kirchengebote, sondern als freiwillige spirituelle Erfahrung. In diesen Kontext ist die Aktion „7 Wochen Ohne“ einzuordnen, deren Ziel die bewusste Gestaltung der Passionszeit ist. Wobei der Fastenbegriff dabei weit gefasst ist. Alltagsgewohnheiten sollen während der Fastenzeit überdacht werden. Die Teilnehmer der deutschlandweiten Aktion verzichten dazu zum Beispiel auf Süßigkeiten, Nikotin aber eben auch auf Medien wie etwa das Internet.

Durch diesen Verzicht wird klar, was für einen persönlich Lebensqualität ausmacht. Nicht mehr ständig verfügbar zu sein, nicht mehr jeden selbstdarstellerischen Post meiner Facebook-Freunde mitzubekommen, gehört für mich dazu.

Mein Facebook Fasten stellt für mich persönlich also mehr Gewinn als Verzicht dar.

Bistum Passau bietet „Exerzitien online“

Interessant ist, dass für Fastenaktionen die Kirchen auch verstärkt auf das Internet zurückgreifen, um die Menschen zu erreichen.

So bietet etwa das Bistum Passau für die Fastenzeit 2011 Exerzitien online an. Die Teilnehmer der Aktion können dabei aus drei Begleitern wählen. Auf der Homepage heißt es dazu:  „Sie werden Ihren Begleiter, Ihre Begleiterin nicht persönlich treffen, sondern lediglich per Mail kontaktieren. Diese geschützte Atmosphäre kann Sie ermutigen, Fragen oder Angelegenheiten Ihres Lebens und Glaubens zu formulieren, die Sie sonst nirgendwo zum Ausdruck bringen können.“

Gewinn durch Verzicht

Beide Aktionen, die evangelische „7 Wochen ohne“ und die katholische „Exerzitien online“, sind gute Möglichkeiten, die Fastenzeit gewinnbringend für sich zu nutzen, zu sich zu finden und neue Kraft zu tanken – Kraft dafür auch einmal offline zu gehen und das Smartphone vielleicht auch in der Freizeit nach der 40-tägigen Fastenzeit auch mal abzuschalten.

Politischer Aschermittwoch der CSU: Plakate der Sprengs sind Kult

3 Mär

„Ich bin ein Freund unseres Ministerpräsidenten“, meldet sich der Herr am anderen Ende der Leitung. „Ah, jetzt weiß ich, wer Sie sind“, antwortet meine Mutter etwas verschmitzt und reicht das Telefon an meinen Papa weiter.

„Grüß Gott, Herr Spreng!“, begrüßt dieser den Anrufer.

Wie bereits hier berichtet, sind die Sprengs aus Eichstätt begeisterte Aschermittwochs-Fans. So werden sie auch dieses Jahr wieder mit einem originellem Papp-Plakat ihrem Ministerpräsidenten und (Partei)freund in Passau zujubeln.

Das Ehepaar Spreng mit ihren Schildern beim Aschermittwoch 2010.

Vor zwei Jahren lernte mein Papa, der wie ich auch dieses Jahr wieder zum Gelingen der Kult-Politik-Veranstaltung als Ordner beitragen wird, Andreas und Stilla Spreng kennen. Damals kannte Jo Winderl die Seehofer-Fans noch nicht und hätte beinahe einen riesigen Fauxpas begangen: Er hätte sie nicht mit den Schildern, die an Stangen befestigt sind, in die Dreiländerhalle gelassen. Denn aus Sicherheitsgründen dürfen spitze Gegenstände nicht mitgenommen werden.

Aber dass die Plakate in die Halle müssen, war meinem Papa sofort klar. Die Sprengs und ihre Schilder sind mittlerweile Kult. Und eben weil sonst keine anderen Transparente beim größten Stammtisch der Welt in Passau zu sehen sind, gehen Pressefotos mit den „Sprengschen“ Transparenten durch die Zeitungen der Republik.

„Christlich Sozial Universal“

„Seehofer der Fels in der Brandung“ hielt Andreas Spreng vergangenes Jahr in die Höhe. Seine Frau Stilla hatte das Plakat mit der Aufschrift „Bravo Horst, keiner ist besser“.

Das Ehepaar Spreng mit ihren Plakaten, die sie für den Aschermittwoch 2011 angefertigt haben.

Und auch für den 59. Politischen Aschermittwoch der CSU haben sich die beiden Seehofer-Fans etwas ganz besonderes einfallen lassen. Eigentlich hüten die beiden ihre Kult-Schilder vor dem großen Auftritt wie ein Staatsgeheimnis, aber ihrem Aschermittwochs-Ordner-Freund, Jo Winderl, haben sie vorab ein Foto zukommen lassen.

„Bayern des san mir. Christlich Sozial Universal“ hat Andreas Spreng auf sein Plakat drucken lassen. „Zeit für 50 plus X. Auf geht’s!“ wird am kommenden Mittwoch auf dem Schild seiner Frau prangen.

Denn zwei Mal dasselbe Plakat beim Aschermittwoch in Passau dabei zu haben, das können sich die beiden nicht vorstellen.

Die Sprengs sind mit ihren Aschermittwochs-Auftritten schon richtige Medienprofis geworden: Ihre Schilder halten sie nämlich, sobald sie einen Journalisten entdecken, werbewirksam in die Kameras. Wir dürfen uns also schon jetzt auf schöne, neue Aufnahmen der Sprengs mit ihren Kult-Plakaten freuen.

Bannergenerator auf csu.de

Die online generierten Banner werden z. B. an einer extra dafür vorgesehenen Wand im hinteren Teil der Halle angebracht.

Wer nun selbst Ideen für eine persönliche Grußbotschaften, die in der Dreiländerhalle gezeigt werden soll, bekommen hat, muss diese nicht aufwendig selbst bedrucken lassen. Denn seit vergangenem Jahr ist es möglich, Banner auf csu.de online zu gestalten. Aus allen eingehenden Vorschlägen werden die Banner ausgelost, welche dann am Aschermittwoch, den 9. März 2011 in der Passauer Dreiländerhalle aufhängt werden.

—> Weitere Postings auf Teresa ohne h’s Blog zum Polit. Aschermittwoch: